von Gabriel Stux

Unter dem Oberbegriff Rheuma werden viele Krankheitsbilder zusammengefaßt, die durch Schmerzen und Gelenkveränderungen gekennzeichnet sind. Oft sind entzündliche bzw. immunologische Mechanismen beteiligt. Die schulmedizinische Therapie von Rheuma ist unbefriedigend und beschränkt sich meist auf Medikamente, die eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben, aber nur eine kurze Wirkungsdauer zeigen, so daß regelmäßige Medikamenteneinnahme notwendig ist. Diese ist von erheblichen Nebenwirkungen begleitet.

Die chinesische Medizin bietet auch bei Rheuma eine wirksame und nebenwirkungsfreie Alternative. Schon im alten China wurden Krankheitsbilder beschrieben, deren Symptome dem Rheuma entsprechen. Die Ursache dieses „Bi-Syndroms“, wie Rheuma chinesisch genannt wird, sieht man in einer Störung des Fließens von Qi und Blut. Äußere langanhaltende Wettereinflüsse (Wind, Kälte, Feuchtigkeit) bei einer tiefliegenden Schwäche der Abwehrenergie verursachen diese Störung. Man unterscheidet mehrere Formen des Bi-Syndroms:

Bi-Syndrom mit starken Schmerzen, die durch Wärme gelindert werden. Die Ursache ist chronischer Kälteeinfluß. Bi-Syndrom mit wandernden Schmerzen und Bewegungseinschränkung aufgrund von dauerndem Windeinfluß. Bi-Syndrom mit dauerhaften Schmerzen und Schwere- sowie Trägheitsgefühl, das durch Feuchtigkeit bedingt ist. Bi-Syndrom mit akuten entzündlichen Gelenkreaktionen – Schwellung, Rötung, Hitze – aufgrund einer Kombination von Kälte, Feuchtigkeit und Wind.

Diese verschiedenen Formen des Bi-Syndroms beruhen ursächlich auf einer Schwächung des Milz-Pankreas-Systems mit Schwäche des Abwehr-Qi. Dies ist die Wurzel – Ben – der Erkrankung. Die chinesische Therapie eliminiert zunächst die Kälte-, Feuchtigkeits- und Windeinflüsse an den Nah- und Fernpunkten der betroffenen Meridiane. Da primär eine Schwäche vorhanden ist, beruht die Therapie auf einer Stärkung der Lebensenergie der geschwächten Organe durch Moxibustion von stärkenden Punkten. Sie wird über längere Zeiträume durchgeführt. Antirheumatische Medikamente, die die Patienten einnehmen, sollten abhängig von der Linderung der Schmerzen reduziert werden. Bei ausreichender Behandlung gelingt es, nicht nur die Schmerzen zu lindern, sondern auch die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern.

Aus: Stux G (1996) Akupunktur: Grundlagen – Techniken – Anwendungsgebiete, Kapitel VI Beck’sche Reihe Wissen, Verlag C.H. Beck München

Literatur
Pomeranz B, Stux G (1989) Scientific Bases of Acupuncture. Springer, Berlin Heidelberg New York Stux G, Hammerschlag R (2001) Clinical Acupuncture Scientific Basis. Springer, Berlin Heidelberg New York Stux G, Stiller N, Pomeranz B (2003) Akupunktur – Lehrbuch und Atlas. 6. Auflage, Springer, Berlin Heidelberg New York Stux G (2003) Einführung in die Akupunktur. 6. Auflage, Springer, Berlin Heidelberg New York

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in: Akupunktur Lehrbuch und Atlas, 6. Auflage Springer-Verlag oder in Einführung in die Akupunktur, 6. Auflage Springer-Verlag.

Dr. med. Gabriel Stux, Akupunktur Centrum