The Nature of Qi Das Wesen des Qi

ist die Lieblingsschrift von Michael, übersetzt für unsere Schüler 2013 von Kai Baudis.

Sie gehört für mich zu den besten Schriften über Akupunktur und Qi und ist hervorragend geeignet, um zu lehren, „was wir da eigentlich machen“.

Diese QI-Philosophie schützt uns vor unserer eigenen Eitelkeit, der Ängstlichkeit nicht richtig akupunktieren zu können und dem permanenten Kontrollbedürfnis: Damit die Akupunktur nicht zu einer kybernetisch kontrollierbaren exakten Ingenieurswissenschaft wird. „Akupunktur ist kein dominanter Prozess“.

Man versteht es insbesondere als Arzt erst nach und nach.

Wir empfehlen den NADA-Schülern das zu lesen. Wahrscheinlich lesen es die meisten nicht und benutzen die Akupunktur gern und viel und wie ein nebenwirkungsfreies Medikament. Wenigstens sollten es alle Akupunkturlehrer gelesen und dann irgendwann verstanden haben.

Ralf Raben Hamburg ist Leiter der deutschen NADA
NADA-Deutsche Sektion e.V. Eiffler Straße 3 22769 Hamburg Tel: 040-43254515
Mail: kontakt@nada-akupunktur.de

Das Wesen des Qi

By Michael O. Smith, MD, DAc Director, Lincoln Recovery Center of Lincoln Medical and Mental Health Center, Bronx, NY Founder, National Acupuncture Detoxification Assocation (NADA)

Initially presented at Society for Acupuncture Research annual conference, Minneapolis, Minnesota, Ocober 20, 2001

Copyright Michael O. Smith 2001 Published by J&M Reports, LLC 7402 NE 58th St Vancouver WA 98662‐5207 1.888.276.9978

Ins Deutsche übersetzt von Kai Baudis

Heilung ereignet sich durch Beziehung, nicht durch Handeln

Akupunktur ist kein dominanter Prozess. Sie ist unterstützend und integrierend. Akupunktur ist wie das Aufziehen eines Kindes. Der Patient kommt zu uns, damit wir ihm helfen – aber die Behandlung kann nur dann funktionieren, wenn das Qi des Patienten – das Werden des Patienten – lebendiger als unseres ist. Heilung ereignet sich durch Beziehung, nicht durch Handeln.

Um eine Beziehung mit dem Qi des Patienten aufzubauen, müssen wir uns angesichts des riesigen und komplexen Wesens des körperlichen Qi wohlfühlen. Denn es ist in der Tat eine „höhere Macht“. Wir müssen in dieser Beziehung unsere untergeordnete Rolle akzeptieren.

Qi kann die Blockade bei der konventionellen Physiologie lösen. Qi kann die mangelhafte Gentheorie vervollständigen. Qi sorgt für Geborgenheit in unserem Inneren und für eine Verbindung nach außen, jenseits unseres Körpers.

Michael O. Smith

Das Wesen des Qi

„Wie funktioniert Akupunktur?“ Das ist nicht nur eine dumme Frage von Kontrollfreaks. Unsere Beziehung zu dieser Frage kann uns das grundlegende Wesen der Akupunktur und der mit ihr zusammenhängenden Berufe erschließen. Im vorliegenden Text will ich versuchen, unser Verständnis sowohl der Westlichen als auch der Fernöstlichen Medizin zu verbessern. Als jemand, der bei Akupunktur und Psychiatrie nur über klinische Erfahrung verfügt, kann ich nicht behaupten, wichtige neue Forschungen oder Fachliteraturrecherche betrieben zu haben.

Aber schließlich ist unsere Suche eine psychologische und spirituelle. Und als Spezialist für Suchttherapie befinde ich mich vielleicht in einer guten Position, mich des exzessiven „Augen‐ Verschließens“ anzunehmen, dass sowohl in der Westlichen als auch der Fernöstlichen Medizin dem Fortschritt im Wege steht. Das Problem ist, wie sich die meisten Menschen Körperfunktionen vorstellen. Wir klammern uns an simplistische mechanische Erklärungen, um uns nicht einer unbekannten und ungewissen Kausalität stellen zu müssen. Dadurch schädigen wir unser medizinisches Verständnis und die Weiterentwicklung von Behandlungen.

Die üblichen Verdächtigen

Zu sagen, dass Akupunktur dadurch wirkt, dass ein chemischer Stoff freigesetzt wird, ist für die meisten Menschen heute eine zufriedenstellende Erklärung. Immer wieder genannt wird in diesem Zusammenhang Endorphin. Akupunktur ist damit mit der oben erwähnten dominanten Sichtweise verknüpft. Was könnte „realer“ sein als eine körpereigene Chemikalie, die anscheinend Schmerzen lindert, ähnlich wie Morphin und Heroin? Manchmal wird diese Erklärung noch erweitert und umfasst dann ein isoliertes subkortikales Zentrum wie die Amygdala oder das Lustzentrum, den Liebling jeder Pop‐Psychologie.

Die echte Forschung geht längst über diese simplen Annahmen hinaus und zeigt, dass mehrere Chemikalien und mehrere Rezeptoren involviert sind, selbst bei den einfachsten Formen der Akupunktur. Nichtsdestotrotz ist die Versuchung, die ein simpler chemischer Mechanismus auf den modernen Geist ausübt, noch immer groß.

Manchmal wird die Analyse noch um Schmerzkontrolle und Stressabbau erweitert. In vielen Akupunkturbroschüren klingt es, als sei Akupunktur nichts anderes als Valium aus Metall. In der Tat kann durch Akupunktur die Wahrnehmung von Schmerz und Stress gemindert werden. Über die zugrundeliegenden Probleme wird wenig gesagt. Sowohl Therapeut als auch Patient streben eine Atmosphäre wie in einer Kur an. Ständiger Stress führt zu ständiger Behandlung.

Akupunktur ist Teil des Kontinuums der Qi‐Fluss‐Therapie

Zuallererst müssen wir festhalten, dass Akupunktur Teil eines Behandlungskontinuums ist, das Akupressur, Therapeutic Touch, Polaritätstherapie und viele berührungsfreie Methoden wie Toyohari, Reiki, Qi Gong und Yoga umfasst. All diese Qi‐Fluss‐Therapien wurden in einem ähnlichen Kontext entwickelt, bedienen sich ähnlicher Beschreibungszusammenhänge und haben ähnliche Behandlungsziele, werden aber getrennt voneinander wahrgenommen.

Eine dieser Methoden, Therapeutic Touch, wurde ganz bewusst so definiert, dass sie in der konventionellen Schulmedizin Akzeptanz finden konnte. Eine andere Methode, die Akupunktur, wurde von den anderen isoliert, weil sie ein spezielles Behandlungswerkzeug verwendet. Diese 2 Isolation befördert die elitäre Position der meisten Akupunkturlehrbücher, in denen andere Qi‐Fluss‐ Therapien nie erwähnt werden. Die unausgesprochene Unterstellung ist, dass Akupunktur, als konkreteste der Techniken, anderen Qi‐Fluss‐Therapien überlegen sei. In der Tat ist Akupunktur eine sehr praktische Methode, die leicht angewandt werden kann. Die Anwendung von Akupunktur ist für den Behandelnden weniger anstrengend. Dennoch würden nur wenige erfahrene Akupunkteure behaupten, dass Akupunktur eine stärkere Wirkung auf den Körper ausübte als die anderen Qi‐Fluss‐ Therapien. Indem sie beispielweise Qi Gong ignorieren, schmälern moderne Akupunkturlehrbücher die Vielfältigkeit ihres eigenen Bereiches.

Wie Körperflüssigkeiten zirkulieren ist weitgehend unbekannt

Westlichen Medizinstudenten wird beigebracht, auf spezifische, oft mechanische Erklärungsmuster für die Körperfunktionen zurückzugreifen. Ein Arztkollege sagte mir einmal: „Ich kann nur arbeiten, wenn ich den Funktionsmechanismus hinter jeder Tätigkeit kenne.“ Tatsächlich sind die meisten von uns der Meinung, selbst diejenigen im Bereich der Alternativmedizin, dass es für die meisten Körperfunktionen eindeutige physikalisch‐chemische Erklärungen gibt. Trotz der zahlreichen Errungenschaften der Westlichen Medizin führen diese Annahmen in die Irre.

Betrachten wir einmal die Gravitation. Ein scheinbar verlässlicher Vorgang, in zahllosen physikalischen Gleichungen beschrieben, und doch sind die Funktionsmechanismen hinter dem Vorgang weiterhin unbekannt. Dieser Mangel an Wissen hat weder zu abwegigen Spekulationen noch zu mystischen Analysen geführt. Die Schwerkraft ist einfach Teil unserer Umwelt. Über viele natürliche Prozesse weiß man wenig.

Wir lernen, dass das Herz das Blut durch den Körper pumpt. Dies ist ein irreführender Ansatz, um das Problem der Zirkulation zu lösen. Druckgradienten im Herz können genau gemessen werden. Der Blutdruck in peripheren Arterien kann gemessen werden. Auf den ersten Blick ein scheinbar komplett dokumentiertes System. Die Westliche Schulmedizin hat aber niemals eine brauchbare Erklärung geliefert, wie das Blut zum Herzen zurückkehrt. Erklärungsversuche mit Muskeldruck oder Kapillardruck reichen nicht aus.

Das Blut muss mit der gleichen Geschwindigkeit und in der gleichen Menge zum Herzen zurückkehren, mit denen es das Herz verlassen hat; andernfalls würde das gesamte System kollabieren. Für die Westliche Medizin existiert eine nicht näher beschriebene und im Wesentlichen unbekannte Kraft, die dafür verantwortlich ist, das Blut aus den Gliedmaßen zurück in das Herz zu pumpen. Mit den Gesetzen der Physik können wir zwar die Menge der benötigten Arbeit messen, nicht aber den Ursprung dieser Kraft ergründen.

Außerdem hört man immer wieder, dass Veränderungen im Gefäßdruck der Grund dafür sind, dass arterielles Blut in verschiedene Körperteile fließt, über eine Art „Fluchtreaktion“. Von der Warte der Strömungslehre aus betrachtet, ist diese Sichtweise nicht haltbar. Ein anderes interessantes Beispiel ist die Aussage aus einem Medizinlehrbuch, dass während der Schwangerschaft der Blutfluss zu Leber und Niere um 20% zunimmt. Wieder ohne eine physikalische Begründung zu liefern.

Ich möchte ein einheitliches, stimmigeres System vorschlagen: (1) Das Pumpen und die Klappenfunktion des Herzens verteilen das Blut in den Lungen und großen Gefäßen, so dass Sauerstoff in die Blutkörperchen gelangt und ein rhythmisches Pulsieren des Blutes erreicht wird. (2) ein unbeschriebener Mechanismus entscheidet über die Prioritäten des arteriellen Blutflusses und 3 ist hauptverantwortlich für die Zirkulation in den kleinen Gefäßen und den Rücktransport über die Venen.

Wassertransport in Pflanzen

Wie fließt Wasser in einem Baum nach oben? Ein durchschnittlicher Ahornbaum verdunstet während des Sommers sechs Tonnen Wasser. Erklärungsversuche mit Kapillarkräften und molekularen Anziehungskräften sind offensichtlich nicht ausreichend. Wenn die Schwerkraft als restriktive Kraft wichtig wäre, würden Bäume eher in die Breite als in die Höhe wachsen. Manche Arten würden vielleicht im oberen Pflanzenteil Wasser absorbieren, so dass Wasser mit der Gravitation nach unten statt gegen sie nach oben fließen könnte. Offensichtlich gibt es in Bäumen irgendeinen Prozess, der das Wasser nach oben entgegen der Schwerkraft transportieren kann.

Tatsächlich ist der Transport von lebenswichtigen Flüssigkeiten (Wasser und Nährstoffe) eine der grundlegendsten Eigenschaften lebender Organismen. Selbst der winzigste Organismus muss seine Körperflüssigkeit entgegen der Schwerkraft bewegen, um seinen Körper im Gleichgewicht zu halten. Indem wir uns auf die offensichtlich mechanische Funktionsweise des Herzen konzentriert haben, haben wir es versäumt, den Prozess der Zirkulation als Ganzes zu betrachten. Vor allem ist uns entgangen, dass die lebenswichtigste aller Zirkulationen sich entgegengesetzt zur Schwerkraft bewegt – und durch keinen derzeit bekannten physikalisch‐mechanischen Vorgang erklärt werden kann.

Ob wir nun über den Wassertransport in Pflanzen oder den Blutkreislauf bei Tieren sprechen – wir müssen akzeptieren, dass es eine Kraft (oder Kräfte) in der Natur gibt, die Flüssigkeiten ständig entgegen der Schwerkraft bewegt. Der chinesische Begriff des „Qi“ wird verwendet, um diese unbestimmte, mit dem Leben in Verbindung stehende Kraft zu beschreiben. Solch eine Flüssigkeiten bewegende Kraft mag „unbekannt“ sein, aber sie kann ebenso genau gemessen werden wie die Schwerkraft. Diese Kraft wird in dem Maße ein‐ und ausgeschaltet, in dem das Leben selbst entsteht oder vergeht. Die Existenz dieser Kraft lässt sich genauso gut nachweisen wie die der Gravitation. Das Gegenteil zu behaupten würde bedeuten, die grundlegendsten physikalischen Konzepte in Frage zu stellen.

Wir haben bereits festgestellt, dass Qi in der Lage zu sein scheint, bei der Zirkulation der Körperflüssigkeiten der Schwerkraft entgegenzuwirken. Das Leben auf der Erde entstand im Kontext der Schwerkraft. Die Beziehung zwischen Leben und Erde – Qi und Gravitation – war also immer schon allgegenwärtig. Irgendwie interagiert unsere Lebenskraft derart mit der Schwerkraft, dass sich Körperflüssigkeiten bewegen können. Würde man diesen Prozess, diese Beziehung besser verstehen, so würden sich viele biologische Chancen ergeben. Zu verstehen, wie sich Körperflüssigkeiten bewegen, scheint produktiver zu sein als die Suche nach einer Anti‐Schwerkraft‐ Maschine.

Die moderne Akupunktur verfremdet auch die Rolle des Blutes

Moderne Übersetzungen von Texten traditioneller Chinesischer Medizin machen einen unglücklichen Fehler: Sie übersetzen xue mit „Blut“. Dabei stimmt jeder darin überein, dass sich der Begriff xue auf sämtliche Körperflüssigkeiten bezieht. Er beschreibt nicht nur das Plasma mit den Hämoglobinzellen, das wir im Westen Blut nennen. Dennoch wird xue mit „Blut“ übersetzt (wobei es im Englischen „Blood“ statt „blood“ geschrieben wird, um es mit dem großen „B“ vom konventionellen Begriff „Blut“ zu unterscheiden).

Diese fehlerhafte Übersetzung verbirgt die Einsicht der traditionellen Chinesischen Medizin, dass sich sämtliche Körperflüssigkeiten in ihrem Wesen ähneln. Daher ist es nicht überraschend, dass eine unbestimmte Kraft (das Qi) sämtliche Flüssigkeiten im Körper bewegt. Die Chemie lehrt uns, dass Blutplasma und andere Körperflüssigkeiten strukturell sehr ähnlich aufgebaut sind. Jetzt können wir sehen, dass all diese Flüssigkeiten vielleicht auch von derselben Kraft bewegt werden. Der obsessive Fokus auf Blut hat sowohl die Westliche als auch die Fernöstliche Medizin blind gemacht. Keine Seite kann akzeptieren, dass die Flüssigkeitsbewegung nicht von einem bekannten mechanischen Prozess gesteuert wird und dass der einseitige Fokus auf Blut als DER Körperflüssigkeit massiv in die Irre führt. In der traditionellen chinesischen Medizin heißt es: „Das Blut folgt dem Qi“. Dem durchschnittlichen Arzt erscheint diese Behauptung frivol. Aber wenn wir uns bewusst machen, dass es in der Westlichen Medizin keinerlei Erklärung für den Blutfluss außerhalb des Thorax gibt, wird diese Aussage über Qi deutlich interessanter. Gelegentlich können Akupunkturbehandlungen zu vasovagaler Hypotonie führen, d.h. dem Patienten wird schwindlig und er wird vielleicht durch die plötzliche Blutverlagerung vom Herzen in den Unterkörper ohnmächtig. Nach den Gesetzen der Akupunktur ist es möglich, vorherzusagen, wann diese Reaktion eintreten könnte – und die Nadeln so zu setzen, dass es mehr oder weniger wahrscheinlich ist, dass dies eintritt. Wenn der Patient an diesem Tag bereits etwas gegessen hat, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Hypotonie kommt. Wenn bestimmte Akupunkturpunkte benutzt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit. Es ist also klar, dass sich Richtung und Prioritäten des Blutflusses durch Akupunktur zuverlässig und vorhersagbar ändern lassen.

DNA ist nicht die ganze Geschichte

Die Entdeckung der DNA als chemische Basis der Vererbbarkeit ist eine der großen Leistungen der modernen Forschung. Aber die Versuchung, mit dieser vielversprechenden neuen Information eine dogmatische, totale Kontrolle auszuüben, war zu groß. Uns wurde erzählt, dass der gesamte Vererbungsprozess durch DNA und die Gentheorie gesteuert wird. Dieses Konzept schien so offensichtlich korrekt, dass es niemand anzweifeln konnte.

Über 90% der DNA hat nichts mit Proteinsynthese zu tun. In der Wissenschaft wird diese DNA derzeit als „Müll‐DNA“ („Junk DNA“) bezeichnet (im Deutschen auch „nichtkodierende DNA/DNS“), weil sie nicht die Proteinsynthese als Zweck hat. Wäre es nicht besser (und tatsächlich auch wissenschaftlicher) zu sagen, dass wir den Zweck dieser DNA nicht kennen, statt einfach anzunehmen, sie sei Müll?

In der Gentheorie gibt es zwei grundlegende Annahmen: Die erste ist, dass DNA (tatsächlich schon weniger als 10% der DNA) genug Informationen erhält, um ein menschliches Wesen zu schaffen. Die zweite ist, dass der Wirkmechanismus der DNA, also die Proteinsynthese, für die vorgesehene Aufgabe geeignet ist. Die Antwort auf die erste Annahme liegt in den Händen der Computertechniker. Die zweite Annahme hält näherer Betrachtung nicht stand. Es ist leicht gesagt, dass der Mechanismus der Proteinsynthese für die Enzymproduktion geeignet sei; die Behauptung, der Mechanismus der Proteinsynthese sei verantwortlich für das Entstehen der Retina, des Innenohrs oder den vielen anderen höchst komplex aufgebauten Körperstrukturen ist jedoch absurd. Die Gentheorie mag großartig klingen, ist aber nur eine Teilantwort.

Das echte Problem ist, dass die Westliche Medizin nicht in der Lage ist, einen weiteren Mechanismus für die Vererbbarkeit zu nennen. Die Vollständigkeit ist der größte Reiz der Gentheorie. Für viele ist es auch beruhigend zu wissen, dass laut der Gentheorie Mann und Frau gleichermaßen zum Nachwuchs beitragen.

Bei der Vererbbarkeit geht es um Informationstransfer. Welche andere Informationsquelle, einmal abgesehen von der DNA, könnte in diesem Zusammenhang von Nutzen sein? Viele von uns haben Bilder von der elektromagnetischen Strahlung gesehen, die lebende Objekte wie beispielsweise Blätter umgibt. Wir gehen wie selbstverständlich davon aus, dass diese Strahlung eine Nebenwirkung der chemischen und physikalischen Vorgänge im Inneren des Blattes sei. Wenn man jedoch das Blatt in zwei Hälften schneidet, behält die Strahlung ihre bisherige Gestalt bei. Vielleicht ist also die Strahlung das primäre Phänomen und die Struktur des Blattes die Nebenwirkung?

Ähnlich ist es, wenn einem Frosch ein Körperteil nachwächst. Zuerst dehnt sich die umgebende Strahlung aus, dann erst bildet sich die Struktur des Beins aus. Es scheint also, als enthielte die Strahlung Informationen, die das Wachstum von Gestalt und Struktur des Körpers unterstützen. Ich werde später noch genauer auf Qi‐Fluss eingehen. Fürs Erste wollen wir festhalten, dass ein mit Qi in Zusammenhang stehendes Informationssystem lebensnotwendig sein könnte.

Für einen heranwachsenden Embryo ist die offensichtliche Quelle für Qi‐Informationen die Mutter. Die moderne Wissenschaft hat Fehler identifiziert, die eine Mutter machen kann, die den Embryo gefährden: Die Rolle der Mutter wird darauf beschränkt, „Behälter“ und „Futterstation“ zu sein. Etwas ganz anderes ist es zu sagen, dass die Mutter das ausschließliche biologische Vorbild sein könnte. Das Qi der Mutter könnte die Blaupause für das Wachstum sein.

Exkurs: Die Welt wurde geboren, nicht erschaffen

Nach der östlichen Sichtweise wurde die Welt geboren. Das bedeutet, dass Beziehungen unbestimmter Natur zu neuen Anfängen führen, Teil eines endlosen Kreislaufes. Nach der Westlichen Sichtweise wurde die Welt erschaffen. Das bedeutet, es gab einen bestimmten Anfang der Welt und sie funktioniert noch heute nach bestimmten Mechanismen, die entdeckt werden können.

Akupunktur wird nur unvollständig gelehrt

Wir haben bereits über die Mängel der Westlichen Schulmedizin gesprochen. Jetzt will ich über die Schwächen der modernen Akupunktur sprechen. Die letzten 20 Jahre waren eine Blütezeit für Akupunkturschulen, ‐bücher und ‐studien. Sie haben viel zur Verbreitung der Komplementärmedizin in der Westlichen Medizin beigetragen. Sie haben die traditionelle fernöstliche Medizin in der ganzen Welt verbreitet. Nichtsdestotrotz werden Akupunktur und „traditionelle Chinesische Medizin“ auf eine nicht vollständige und kontraproduktive Art und Weise gelehrt. Viele Akupunkteure und Lehrer sind sich dieser Situation wohl bewusst, sind aber nicht in der Lage, gegen die Eigendynamik der ineinander verzahnten, übervorsichtigen Schulen, Lehrtexte und Studien anzukommen. Moderne Akupunkturtexte legitimieren sich primär über Zitate aus alten Akupunkturtexten – eine fundamentalistische, biblische Sichtweise.

Angesichts des Daoistischen Wesens der frühen Akupunktur waren diese alten Texte nie dafür gedacht, haargenaue Informationen zu liefern. Vielmehr waren sie dazu gedacht, Neugierde und Weltoffenheit zu fördern. Der Begriff des Jing, der verwendet wird, um Qi‐Kanäle zu definieren, suggeriert eine Komplexität, die nicht fassbar ist. Die rechte Seite des Schrifzeichens für Jing ist ein unterirdischer Fluss; es ist also nährend und von der Oberfläche zugänglich, gleichzeitig ist es für uns unmöglich, es im Detail wahrzunehmen. Die linke Seite des Schrifzeichens Jing enthält den Wortstamm „Seide“ und deutet damit unzählige Lebensstränge an, die auf reibungslose, kostbare Weise ineinandergreifen.

Moderne Akupunkturtexte machen einfach einen Bogen um schwierige Themen. Akupunkteure und Praktiker aus verwandten Therapiegebieten wissen, dass Qi auch ein beobachtbarer Prozess des Lebens ist. Aktive Behandlungspunkte fühlen sich oft warm und kribbelnd an. Man kann fühlen, wie über einer korrekt gesetzten Akupunkturnadel Wärme aufsteigt. Bei der Behandlung eines akuten Asthmatikers können Akupresseure fühlen, wie sich in ihren eigenen Armen Hitze und Müdigkeit ausbreitet, wenn sie ihre Finger mehrere Minuten lang auf dem Feishu‐Punkt (B‐13) platzieren. Meiner Erfahrung nach erfolgt die Auswahl der Punkte vor allem durch taktile Intuition, nicht durch bewusste Auswahl. Viele dieser Phänomene lassen sich auch wahrnehmen, wenn man einen Menschen nicht tatsächlich berührt, sondern auch wenn man seine Hand unmittelbar über die Haut hält.

Viele dieser Phänomene lassen sich vermutlich nicht durch normale Messinstrumente erfassen; vielmehr bedarf es dafür eines speziell dafür ausgelegten Instruments, d.h. des lebenden Organismus.

Es ist bemerkenswert, dass Akupunkturlehrbücher zwar das „De‐Qi‐Gefühl“ (Nadelgefühl) bei Patienten kennen, aber so gut wie nie von den sehr ähnlichen Empfindungen des Akupunkteurs die Rede ist. Wissenschaft basiert auf sorgfältiger Beobachtung. Wir bauen genaueste Messinstrumente, weil wir aufgrund anderer, weniger genauen Wahrnehmungen vermuten, dass eine Messung mit Messgeräten möglich sein könnte. Wenn also in Akupunkturtexten von dieser Möglichkeit gar nicht erst die Rede ist, wie können wir dann von Physikern und Physiologen erwarten, diese Phänomene zu messen? Meiner Erfahrung nach lassen sich durch die Qi‐Wahrnehmung der Akupunkteure Punkte sehr gut lokalisieren und auswählen. Bestimmt waren diese Wahrnehmungen bei der Entwicklung der Akupunktur (d.h. bevor es Akupunkturkarten gab) wichtig.

Jede Menge verschiedener Theorien

Warum gibt es so viele unterschiedliche und voneinander divergierende Theorien, die von erfolgreichen Akupunkteuren angewendet werden? Akupunkturtheorien sind ein Mittel zur Konzentration und um die Behandlungsbemühungen zu organisieren. Diese Theorien waren nie als explizite, konkrete Beschreibung des Lebens gedacht. Bei dieser Art Theorien ist der Gebrauch einer metaphernreichen Sprache sehr sinnvoll.

Manchmal verweisen die alten chinesischen Metaphern bereits auf die wissenschaftliche Realität des 21. Jahrhunderts. Die Begriffe Yin und Yang weisen auf die enorme Bedeutung binärer interaktiver Prozesse wie beispielsweise des autonomen Nervensystems und vieler hormonaler und neurochemischer Prozesse hin. Für einen übereifrigen modernen Geist können chinesische Metaphern auch irreführend sein. Begriffe wie „Leber“, „Niere“ und „Rückgrat“ werden in der Chinesischen Medizin regelmäßig repräsentativ für bestimmte Lebensfunktionen gebraucht. Im Nei Jing, dem ältesten verfügbaren Akupunkturtext, wird der Begriff „Frühling“ synonym mit dem Begriff „Leber“ gebraucht. Die Jahreszeiten und die Vegetationszyklen stehen in der Chinesischen Medizin für wichtige Konzepte. In der modernen Akupunktur wird ihre Bedeutung gemieden und heruntergespielt. Beim Versuch, den Rhythmus des Lebens zu verstehen, sollten wir den Rhythmus des Lebens nicht ignorieren.

Unsere Beziehung zu Akupunkturtheorien ist wichtig. Wenn wir Akupunkturtheorien als miteinander im Wettbewerb stehende Versionen der Realität begreifen, dann wird ein Lehrbuch in der Regel eine Theorie in den Vordergrund stellen und alle anderen Theorien leichtfertig abtun – wenn überhaupt. Betrachten wir diese Theorien hingegen – beispielsweise – wie verschiedene Kunstschulen, dann beschreibt ein Lehrbuch die Vielfalt und die Kreativität der verschiedenen Theorien. Eine Theorie würde nach den Qualitäten ihrer Anhänger, nicht nach ihrem Verhältnis zu bestimmten dogmatischen Disputen beurteilt. Mit der Zeit wächst die Erfahrung jedes Therapeuten und er oder sie wird allmählich eine eigene Behandlungsart entwickeln.

Wenn man einen Therapeuten fragt, welcher Akupunkturtheorie sie folgen, wird in der Regel aus einem konventionellen Lehrbuch zitiert. Therapeuten wissen nicht, wie sie ihren individuellen Ansatz mit der richtigen Terminologie beschreibe sollen und sind sich außerdem nicht sicher, ob der Zuhörer ihre Veränderungen der konventionellen Theorie gutheißen würde. Dieses Problem begegnet einem oft in Lehrkrankenhäusern. Erfahrene Ausbilder sind gezwungen, einem Therapieansatz aus einem Lehrbuch zu folgen statt ihren eigenen Ansatz anzuwenden. Viele bekannte Akupunkteure lassen sich sehr ungern von Kollegen bei der Behandlung beobachten, weil sie Angst haben, dass ihre unorthodoxen Behandlungsmethoden publik werden. Dies deutet darauf hin, dass zwischen den Akupunkteuren und den Behandlungsmethoden und ‐theorien, die sie benutzen, eine dysfunktionale Beziehung herrscht.

Die fehlende Integration von Akupunktur und anderen Qi‐Fluss‐Therapien macht diese Situation nur noch schlimmer. Nur selten erleben Studenten Behandlungen, die kreativ und von bester Qualität sind. Sie konzentrieren sich auf abgedroschene, lineare Ansätze – und das in einem Feld, das hochgradig nichtlinear und vielseitig ist. Historisch betrachtet wurden sämtliche Qi‐Fluss‐Therapien über eine Meister‐Lehrling‐Beziehung gelehrt. Sie wurden in Rahmenbedingungen gelehrt, in denen das Beziehungsverhältnis und Individualität eine große Rolle spielten. Wir werden noch sehen, dass eine Rückkehr zu diesen Werten viel wissenschaftlicher und effektiver wäre als unser gegenwärtiger, fälschlicherweise standardisierter Ansatz. Es ist bekannt, dass Akupunkturpunkte bestimmte biophysikalische Eigenschaften haben, beispielweise einen niedrigeren elektrischen Widerstand. Solche „Punkte“ kann man bei vielen Spezies an den gleichen Stellen finden, unter anderem bei Menschen. Immer wieder wird in etablierten Fachpublikationen der Veterinärmedizin über Akupunktur bei Tieren berichtet. Veterinärakupunktur ist respektierter als Akupunktur bei Menschen. Akupunkturpunkte – und welcher Mechanismus auch immer für ihre Wirksamkeit verantwortlich ist – sind offensichtlich Teil der biologischen Realität im Tierreich.

Tatsächlich sind Elemente des Qi‐Fluss‐Gleichgewichts Teil der normalen Funktionsweise des Körpers. Wir alle wissen, dass eine menschliche Berührung – vollkommen außerhalb des therapeutischen Kontexts – eine profunde Wirkung ausüben kann. Sich zu berühren ist Teil des menschlichen Lebens und des Lebens aller Säugetiere und hat offensichtlich eine ausgleichende und stimulierende Wirkung auf alle Spezies. In diesem Kontext erscheint die Qi‐Fluss‐Therapie als bloße Erweiterung dieser Realität.

Ein bekanntes Akupressursystem, die Reflexologie, verwendet ausschließlich Druckpunkte auf den Fußsohlen. Selbstverständlich werden beim Laufen die gleichen Punkte auf rhythmische Art und Weise stimuliert. In vielen Therapien wird die Bauchatmung empfohlen. Auf diese Weise wird auch das Querkolon massiert, was Verdauungsstörungen reduzieren kann. Durch Gähnen und Niesen wird auch der Hals gestreckt, was Qi‐Fluss‐Kanäle öffnen kann, die oft blockiert sind. Das korrekte Wiederausrichten der Wirbelsäule ist wertvoller Bestandteil der Homöostase sowie von Yoga und anderen Therapien. Schlaf ist ein enorm wichtiges System zur biologischen Regeneration, das von keinem Gesundheitssystem auch nur ansatzweise ausreichend untersucht wurde. Für all unsere biologischen Vorfahren und Verwandten ohne Krankenversicherung waren sind Gehen, Atmen, flexible Bewegungen und Schlafen schon immer die beste Versicherung gewesen.

Wenn wir angenehme Beziehungen zu anderen Menschen haben, hat dies einen positiven Effekt auf unsere Stimmung und Vitalität. Es lassen sich biophysikalische Veränderungen von Tieren und sogar Pflanzen als Reaktion auf menschliche Emotionen nachweisen. Soziale Beziehungen scheinen sowohl auf psychologischer als auch auf biophysikalischer bzw. auf Ebene des Qi stattzufinden.

Ich möchte noch über einige andere mit Qi in Zusammenhang stehende Mechanismen spekulieren, um Erkundungen der Möglichkeiten im Bereich der Selbstheilung zu fördern. Bei der Namensgebung der Akupunkturpunkte und in anderen Kontexten vergleicht die chinesische Medizin die Oberfläche des Körpers immer wieder mit der Erdoberfläche. Wir wollen sehen, ob dieser Vergleich nicht vielleicht nützliche Implikationen bietet.

Das elektrische Potential zirkulierenden Blutes kann mit seinem pH‐Wert von 7,4 angegeben werden. Die Hautoberfläche, genannt der Säuremantel, hat einen pHWert von 5. Es bedarf beträchtlicher physiologischer Energie, um den elektrischen Gradienten zwischen dem zirkulierenden Blut und der Hautoberfläche aufrechtzuerhalten. Ein ähnlicher Gradient existiert zwischen der Erdoberfläche und der saureren Ionosphäre. Der letztgenannte Gradient sorgt dafür, dass Wasser von der Erde in den Himmel gelangt. Vielleicht hilft der Gradient zwischen Blut und Hautoberfläche dabei, Körperflüssigkeiten aus dem Blutkreislauf zur Oberfläche zu befördern und als Schweiß abzusondern. In alten chinesischen Texten wird das Schwitzen als wichtiger Teil des Verteidigungssystems gegen Krankheiten beschrieben. Es gibt Behandlungen, die das Schwitzen anregen oder stoppen. Schweiß wird als wichtiges Mittel betrachtet, um Abfall und Giftstoffe auszuscheiden. Auch Fieber ist ein Teil dieses Verteidigungssystems. Die moderne Medizin trivialisiert diesen Vorgang, indem sie sich auf Schweißdrüsen konzentriert und das Problem der Flüssigkeitsbewegung ignoriert.

Angewandte Kinesiologie ist eine moderne Technik, die von sich behauptet, gesunde Substanzen zu identifizieren, indem beobachtet wird, ob das Halten einer bestimmten Substanz mit verbessertem oder schlechterem Muskeltonus korreliert. Angewandte Kinesiologie scheint nichts als ein bizarrer Zufall zu sein – bis wir das Ganze von einem evolutionären Standpunkt aus betrachten. Woher weiß ein einfaches Tier, was es besser nicht essen sollte? Es könnte ein Informationssystem nutzen, das schädliche Nahrung identifiziert und durch einen plötzlich abfallenden Muskeltonus vor dem Essen warnt. Es geht mir hier nicht darum, Behauptungen aufzustellen, die noch nicht vernünftig getestet wurden. Es geht mir darum, dass wir alle der Selbstheilungsfähigkeit des Körpers gegenüber aufgeschlossener und offener werden.

Das Qi‐Fluss‐System ist genauso durch eine evolutionäre Entwicklung entstanden wie jedes andere biologische System. Biologische Systeme werden entwickelt und beibehalten, weil sie für den Organismus nützlich sind. Das Qi‐Fluss‐System entwickelte sich, weil es für tierische Organismen nützlich war – lange bevor irgendjemand daran dachte, Nadeln oder Druck zu verwenden, um „Akupunktur“‐Punkte zu stimulieren. Tatsächlich sollten wir es eigentlich immer als ein Qi‐Fluss‐ System beschreiben, nicht als Akupunktursystem, um den Eindruck zu vermeiden, als seien wir uns dieses evolutionären Prozesses nicht bewusst.

Fahrradfahren lernen

In der Schule wird uns beigebracht, wenn wir etwas Neues lernen auf der kognitiven Ebene anzufangen und dann unsere kognitiven Erkenntnisse durch Verhaltensbeobachtungen zu verifizieren, nachdem wir das Neue auf der kognitiven Ebene gemeistert haben. Diese Methode ist für viele Situationen geeignet. Bei komplexen, ungewohnten Situationen, in denen wir kein kognitives Paradigma aufstellen können, hilft sie uns jedoch nicht weiter. Zum Beispiel wenn wir das Fahrradfahren lernen. Ein kognitiver Ansatz hilft uns bei diesem Problem nicht weiter und kann sogar kontraproduktiv sein, indem sie Leistungsangst hervorruft. Der einzige Weg, das Fahrradfahren zu lernen, ist es, auf der Verhaltensebene anzufangen. Die Fähigkeit unseres Körpers, das Gleichgewicht zu halten, ist viel größer, als wir uns das bewusst vorstellen können. Die Qi‐Fluss‐ Therapie ist eines von vielen Dingen, denen man sich über Beobachtungen und über die Verhaltensebene nähern muss, nicht kognitiv. Wir müssen Metaphern, Analogien und experimentelle Begriffe verwenden, weil es keine lineare oder rationale Basis für eine kognitive Sichtweise gibt. Im 20. Jahrhundert entdeckten Physiker, dass sie viel weniger über subatomare Physik wussten als sie dachten. Es wird immer schwieriger für sie, ihre Beobachtungen auf kognitive Weise zu beschreiben. Doch das Erreichen dieses hohen Niveaus der Unwissenheit hat zu vielen wertvollen Entdeckungen geführt. Keine dieser Entdeckungen wäre gemacht worden, hätten Wissenschaftler nicht die offenkundige Logik des 19. Jahrhunderts angezweifelt. Wissenschaft beginnt damit, „ich weiß es nicht“ zu sagen.

Das Qi‐Fluss‐System

Überlegen wir, welche Eigenschaften ein solches Qi‐Fluss‐System hat. Zuallererst müssen alle Organismen in der Lage sein, das Qi‐Fluss‐System ohne einen extrinsischen Stimulus zu aktivieren und zu nutzen. Der Organismus muss in der Lage sein, sich selbst zu „akupunktieren“. Es muss einen Mechanismus (oder mehrere) geben, mit dem der Organismus bestimmte Punkte des Qi‐Flusses auf produktive Weise auswählt oder stimuliert. Das „De‐Qi‐Gefühl“ und die auf die Akupunktur folgende Entspannung sind Beispiele verstärkenden biologischen Feedbacks für den Organismus. Ähnliche Feedbacks gibt es beim Essen und bei sexuellen Handlungen.

Wir nehmen Schmerzen, die mit inneren Organen zu tun haben, oft an ungewöhnlichen Stellen wahr, sogenannte „weitergeleitete Schmerzen“ (referred pain). Gallenblasenschmerzen beispielsweise könnten nahe der rechten Schulter wahrgenommen werden. Die Stellen, an denen weitergeleiteter Schmerz auftritt, mögen für Anatome rätselhaft sein, aber sie passen genau zu den Orten, von denen Akupunkteure wissen, dass hier der Qi‐Fluss blockiert wird. Schmerz sagt dem Organismus, dass er seine Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Körperstelle richten soll. Schmerzen werden bewusst wahrgenommen. Vielleicht gibt es noch andere, vergleichbare Botschaften, die den Qi‐Fluss aktivieren, die wir nicht bewusst wahrnehmen.

Vorhin habe ich Qi als Kraft beschrieben, die biologisch aktive Flüssigkeiten in Pflanzen und Tieren bewegt. Damit ist Qi Teil eines Kreislaufsystems, das vermutlich viel älter ist als das Herz‐Kreislauf‐ System, das so typisch für Säugetiere ist. Typischerweise entwickelt sich ein neues, spezifischeres System in einem Organismus und besteht dann neben den älteren, allgemeineren physiologischen Komponenten. Beispielsweise hat sich über die letzten Jahrtausende hinweg die Großhirnrinde entwickelt und koexistiert jetzt mit dem älteren, allgemeineren Subkortex. Qi hängt auch mit Phänomenen wie der embryonalen Musterbildung und der Wundheilung zusammen – beides informationsbezogene Vorgänge, die eindeutig von Systemen gesteuert werden, welche auf der Evolutionsskala unterhalb des zentralen Nervensystems stehen. Qi bestimmt die Existenz eines Organismus. Sowohl die elektromagnetische Strahlung auf der Körperoberfläche als auch der Qi‐Fluss im Körperinneren sind Teil einer pulsierenden Blaupause, die den lebendigen Organismus bestimmt und steuert. Unsere Körper haben also ein Miniatur‐ Akupunktursystem am Ohr. Die Ohrakupunkturpunkte, die mit allen Körperteilen in Verbindung stehen, sind in der Form eines Fötus angeordnet – vielleicht eine „Ersatz‐ Blaupause“? Während der Schwangerschaft ist das Qi der Mutter Vorbild für das Qi des Embryos. Auch haben Babys in ihren ersten Lebensmonaten einen besonders großen Bedarf daran, im Arm gehalten zu werden. Hier funktioniert das Qi eines anderen Menschen ganz genauso gut wie das Qi der Mutter. Enger menschlicher Kontakt ist für das Wachstum und die Entwicklung nötig.

Die Fähigkeit kleiner Kinder, zu erkennen, welche Menschen ihnen ein angenehmes Gefühl geben und welche nicht, entwickelt sich sehr schnell. Babys suchen Kontakte, die zu ihrer eigenen Entwicklung passen. Wenn man sich die vielen intimen, fördernden Erfahrungen in unseren Leben betrachtet, sollte der Vorgang des Qi‐Austauschs zwischen Menschen offensichtlich sein.

Meine Hypothese ist, dass das Qi‐Fluss‐System Teil der grundlegendsten biologischen Prozesse in unserem Körper ist. Qi ist ein ausgleichender, aktivierender Teil des primitivsten, aber auch des am weitesten verbreiteten Zirkulations‐ und Informationssystems in lebenden Körpern. Die genauen Eigenschaften des Qi‐Fluss‐Systems sind um ein vielfaches komplexer als wir derzeit erklären können. Im Qi‐System werden viele verschiedene Evolutionsmechanismen zusammengefasst, die Homöostase und Selbstheilung fördern. Das Qi‐System ist ein Geschichtsarchiv, nach dem wir buchstäblich nur die Hand ausstrecken müssen.

Dinge wie embryonale Musterbildung, autonomes Gleichgewicht und Mikrozirkulation der Lymphflüssigkeit werden von Wissenschaftlern heute nur in allgemeinen, auf Beobachtung basierenden Begriffen beschrieben. Die chinesische Medizin bietet uns hier mehr Konzepte und Prinzipien, mit denen wir diese grundlegenden biologischen Prozesse verstehen können. Dennoch müssen wir alle die Tatsache akzeptieren, dass das Qi‐Fluss‐System und unsere wesentlichsten Lebensprozesse viel komplexer sind und viel größere Fähigkeiten zur Selbststeuerung besitzen, als die aktuelle Lehrmeinung vermuten lässt.

Durch externe Stimulation der Qi‐Punkte kann ein bereits aktives biologisches System besser funktionieren. Durch Stimulation, beispielsweise Akupunktur, wird der Qi‐Fluss verbessert. In der Regel ist die Reaktion des Qi‐Fluss‐Systems wesentlich komplexer als die eher einfache Wahl des Stimulus (also der Ort der gewählten Akupunkturpunkte).

Selbst das Akupunktieren eines einzigen Punktes kann ein wahres Feuerwerk an verschiedenen physiologischen Reaktionen in zahlreichen Körperteilen auslösen. Die komplexe Vielfältigkeit dieser Reaktionen lässt sich durch den Akupunkteur nur selten vorhersagen. Tatsächlich ist genau das eine der wertvollsten Eigenschaften der Akupunktur. Ein sicherer und relativ einfacher Stimulus (oder mehrere Stimuli) kann tiefgreifende, facettenreiche und oft langanhaltende Wirkungen entfalten. Als Therapeuten sollten wir dankbar sein, wie leicht uns dieses subtile System zugänglich ist. Wir sollten der Versuchung widerstehen, dem Körper genaue Anweisungen geben zu wollen – in dem Irrglauben, unser Verständnis dieser elementaren Lebensprozesse sei ausreichend. Wir sind lediglich Kindermädchen für die wichtigste aller Heilkräfte: Qi.

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel

In der Westlichen Medizin gibt es ein dominierendes Paradigma mit folgenden Eigenschaften:

  1. Der Körper wird in erster Linie als Quelle von Defekten und Risiken gesehen, nicht als homöostatisches Wesen mit der Fähigkeit zur Selbstheilung.
  2. Biologische Prozesse werden nur anerkannt, wenn sie in sie sich über eine lineare Kausalität verifizieren lassen.
  3. Die Forschung konzentriert sich so gut wie ausschließlich auf chemische Mechanismen.

Akupunktur existiert in diesem Paradigma nicht. Mehr noch, sie wird nie existieren. Für Pharmalobbyisten und diejenigen, die Gene patentieren wollen, mag dieses medizinische Paradigma beruhigend sein, es trennt die Medizin aber auch von der Physik und der Evolutionslehre und verprellt einen bedeutenden Teil der Bevölkerung.

Dieses Paradigma auf den Prüfstand zu stellen, würde die Medizin nicht nur mit den anderen Wissenschaften vereinen, sondern auch mit dem gesunden Menschenverstand. Das neue Paradigma müsste umfassen:

  1. Homöostase und die Selbstheilungsfähigkeiten unserer Körper werden anerkannt und als wichtiger Bestandteil der Medizin erforscht.
  2. Unbestimmte, interaktive und multivariante Modelle der Realität werden in der Medizin verwendet – genau wie sie heute schon in der Ökologie, der modernen Physik und der Informationstheorie verwendet werden.
  3. Biophysikalischen Mechanismen wird ein großer Stellenwert eingeräumt. Offensichtliche biologische Phänomene werden nicht mehr ignoriert, nur weil der dahinterstehende Mechanismus nicht klar identifiziert werden kann.

In der Westlichen Medizin Platz für die Qi‐Fluss‐Therapie zu schaffen würde dazu beitragen, eine sinnvolle Beziehung zwischen moderner Medizin und biologischer Realität wiederherzustellen.

Welche Forschung nötig ist

Was für Forschung und was für Experimente wären dazu geeignet, meine Hypothese zu überprüfen? Zuerst sollten wir im Tier‐ und Pflanzenreich nach Beweisen für Qi und Qi‐Punkte suchen. Mein Kollege in Budapest, Dr. Ajankok Eory, hat bereits damit begonnen, Qi‐Punkte auf Pflanzenstielen zu stimulieren. Dabei konnte er einen konsistenten Temperaturanstieg in den Pflanzenblättern nachweisen. Die Stimulation von Punkten hingegen, die keinen gesenkten elektrischen Widerstand aufweisen, produziert keine Temperaturänderung in den Blättern. Die Untersuchung einfacherer Organismen wird im Allgemeinen klarere Resultate ergeben. Wir sollten hier daran danken, dass es eine Vielzahl verschiedener Stimuli gibt, mit denen Qi‐Punkte behandelt werden können. Beispielsweise können Druck, eine leichte Berührung, Elektromagnetismus und sogar das von einer über den Körper gehaltenen Hand ausgehende Qi allesamt genauso wirkungsvoll sein wie das Setzen von Akupunkturnadeln. Durch die Anwendung dieser Techniken wird die Arbeit mit einfachen Organismen viel bequemer.

Zweitens sollten wir nicht erwarten, eine eindeutige Korrelation zwischen der Stimulation durch Akupunktur und spezifischen Prozessen, die mit später im Evolutionsprozess entstandenen Organen in Zusammenhang stehen, zu entdecken. Deswegen sollten Phänomene des Qi‐Flusses nicht ausschließlich mit einem spezifischen peripheren Nervenstrang, einer spezifischen Hormondrüse oder einem bestimmten Vorgang in der Großhirnrinde korreliert werden. Natürlich wird es allgemeine Korrelationen geben, da jüngere Körperprozesse gut in andere Entwicklungsbereiche integriert sind. Die Akupunkturbehandlung von Asthma beispielsweise wird nicht einfach einem bestimmten neuroendokrinen Muster folgen. Forscher sollten stattdessen ein variables Muster aus Interimsreaktionen erwarten, das sich nach internen und externen Faktoren verändert. In einer französischen Studie sollte Akupunktur den Alkoholabbau der Leber fördern – stattdessen wurde eine primitivere Reaktion gefördert: Die Ausscheidung durch Atmung und Schweiß.

Drittens sind konventionelle kontrollierte Studien nicht für Situationen geeignet, in denen der Therapeut den primären Auslöser der Veränderung (die Reaktion des Körpers des Patienten) nicht verlässlich vorhersagen kann. Den gleichen Punkt zu akupunktieren kann zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Ergebnisse haben. Akupunktur an verschiedenen Punkten kann die gleiche homöostatische körperliche Reaktion hervorrufen. Es gibt außergewöhnliche Umstände, unter denen Akupunktur sich gemäß der Newtonschen Physik linear vorhersagbar verhält. Aber bei der überwältigenden Mehrheit der Akupunkturbehandlungen kommt es zu einer enormen Bandbreite an Reaktionen, die nicht genau spezifiziert werden kann. Bei konventionellen kontrollierten Studien werden Variablen eliminiert oder kontrolliert, um Konsistenz zu erreichen. Akupunktur hingegen kann auch in Gegenwart „verwirrender“ Variablen konsistente homöostatische Reaktionen erzeugen. Da die Welt, auch die des klinischen Settings, in der Regel voll von diesen „verwirrenden Variablen“ ist, ist Akupunktur sehr gut für Studien geeignet, die auf praktische Applikation ausgelegt sind.

Organische Integrität

Menschen, die eine Qi‐Fluss‐Therapie erhalten, berichten in der Regel davon, dass sie ruhiger und ausgeglichener geworden sind und mit ihren Gedanken mehr im Reinen sind. Sie werden an friedlichere Zeiten in ihrem Leben erinnert, oder vielleicht erfahren sie auch das erste Mal in ihrem Leben, wie es ist, einen ausgeglichenen Geist zu haben. Diese Erfahrungen lassen sich mit den Empfindungen bei der Meditation, Yoga und anderen Arten des spirituellen Trainings vergleichen. Qi‐Fluss‐Therapie kann das Tor öffnen, das zu einem ausgeglicheneren und wirkungsvolleren Bewusstsein führt. Durch erfolgreiche Behandlung können verzweifelte Patienten erfahren, dass ihre Fähigkeit, einen Zustand der Ruhe und Stille zu erreichen, viel größer ist, als sie es für möglich gehalten hätten.

Viele Menschen leiden an Krankheiten, die als psychosomatische oder Autoimmunerkrankungen bezeichnet werden, weil sich Konflikte im Körper als chronisch destruktive Symptome äußern. Ich würde solche Leute als Menschen beschreiben, die in hohem Maße durch die kürzlich entwickelten Systeme des Zentralnervensystem und des Hormonsystems gesteuert werden. Sie haben den Kontakt zu den älteren, homöostatischen Funktionen des Körpers verloren.

Diese älteren, homöostatischen Körperfunktionen sorgen für die körperliche und emotionale Ausgeglichenheit und Widerstandsfähigkeit, die für das Leben notwendig sind. In der Westlichen Zivilisation haben wir Descartes’ Definition der Existenz übernommen: „Ich denke, also bin ich.“ Für die oben genannten Patienten wäre vielleicht diese Version zutreffender: „Ich fürchte, also bin ich.“ Ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten können so überhand nehmen, dass sie sich gar nicht vorstellen können, ohne sie zu leben. Die Vorstellung, in sich selbst einen beruhigenden, ausgleichenden Prozess zu entdecken, erscheint ihnen geradezu lächerlich.

Schließlich haben bisher weder ihre Willenskraft, noch ihre Intelligenz, noch diverse pharmazeutische Mittel funktioniert. „Wie kann es in mir drin etwas Wertvolles geben? Ich habe doch schon alles getan, was ich konnte!“ Manche könnten die Behauptung, es gebe einen Teil von ihnen, den sie bei diesem Kampf noch nicht genutzt haben, sogar als Beleidung auffassen. Und sämtliche Versuche, ihre älteren homöostatischen Funktionen zu finden, könnten sie als irrational bezeichnen. In gewisser Weise ist das richtig. Diese älteren homöostatischen Teile unseres Körpers haben sich lange vor jeder Rationalität entwickelt, sprich: Vor der Entwicklung des zerebralen Kortex.

Die Qi‐Fluss‐Therapie bietet uns einen leichten, einfachen Zugang zu einer enormen Selbstheilungsfähigkeit in unserem Inneren. Sobald wir wieder Zugang zur Quelle unseres Lebens gefunden haben, sind wir auch klug genug, Dinge langsam anzugehen und das Qi fließen zu lassen.

Dem Körper dabei helfen, sich selbst zu helfen

Die Qi‐Fluss‐Therapie hilft dem Körper dabei, sich selbst zu helfen. Sie liefert Inputs für ein auch so bereits funktionierendes homöostatisches System. Unsere Körper führen ständig auf vielen verschiedenen Ebenen Anpassungen durch. Die Lebensbereiche, die von dieser Behandlung betroffen sind, sind ziemlich komplex: die Mikrozirkulation, das autonome Gleichgewicht, das Immunsystem usw. Sie kann auch Funktionen wie Schlaf und Menstruation beeinflussen, die erst eine beträchtliche Zeit nach der eigentlichen Behandlung eintreten. Keiner von uns kann diese Körperfunktionen eindeutig erklären, sei es auf moderne oder traditionelle Weise.

Zu sagen, dass wir einfach nur „dem Körper dabei helfen, sich selbst zu helfen“, ist in vielen verschiedenen Kulturen leicht verständlich. Die Menschen wissen die Bescheidenheit und das Fehlen einer anmaßenden Theorie zu schätzen. Niemand behauptet: „Ich weiß, wie Ihr Körper funktioniert.“ Wir bieten lediglich unsere Hilfe dabei an, Ihre eigenen Bemühungen zu unterstützen.

Das Selbstverständnis der amerikanischen Medizin jedoch macht es schwierig, das Konzept der „Selbstheilungsfähigkeit des Körpers“ zu akzeptieren. Unsere Sprache verrät uns: „Man bekommt eine Erkältung, dann geht die Erkältung wieder weg“ oder „man bekommt Kopfweh, dann geht das Kopfweh wieder weg“ – die Schwächen unseres Körpers sind also klar definiert. Wir können aber nicht direkt sagen, dass die Selbstheilungskräfte unseres Körpers ein bestimmtes Problem gelöst haben. Als ich Medizin studierte, wurde uns erzählt, dass es bei Krebs manchmal zu „Spontanremission“ kommen kann. Mein Professor erzählte uns lieber, dass ein unbekannter Mechanismus den Krebs heile, als zuzugestehen, dass der Körper selbst diese Heilung bewirkt haben könnte.

Das intermittierende Wesen der meisten chronischen Krankheiten legt den Verdacht nahe, dass unsere Körper erst im Ungleichgewicht und später wieder im Gleichgewicht sein können. Die Qi-Fluss‐Therapie unterstützt diese korrektiven Bemühungen, macht sie effektiver und verlängert ihre Wirkung. Dies ist ein sehr offensichtlicher „Mechanismus“ der Heilung, den wir übersehen haben.

Die Westliche Medizin verfolgt beim Umgang mit chronischen Erkrankungen einen „Wohlfahrts“‐ Ansatz. Der Patient wird dazu ermutigt, passiv und gefügig zu sein. Dem Patienten wird sämtliche medizinische Versorgung zur Verfügung gestellt. Die Selbstheilungsfähigkeiten werden nicht in Anspruch genommen. Häufig frustriert und verärgert dieses Vorgehen die Patienten. Die meisten Behandlungen chronischer Erkrankungen bedeuten eine lebenslange Verpflichtung. Selbstverständlich ist dieser „Wohlfahrts“‐Ansatz sehr teuer. Die hohen Kosten scheinen unausweichlich. Und in der Regel nimmt die Komplexität der Behandlungen mit der Zeit noch zu.

Die Qi‐Fluss‐Therapie basiert auf Eigenständigkeit („self‐reliance“). Der Therapeut interveniert im Kleinen und unregelmäßig, um dem Körper dabei zu helfen, sich selbst zu helfen. Da wir höchst komplexe ausgleichende und heilende Mechanismen stimulieren, kann ein einfacher Stimulus eine komplexe, lang anhaltende Reaktion hervorrufen. Es kommt regelmäßig vor, dass man chronische Krankheiten irgendwann nicht mehr täglich behandeln muss. Diese Art Medizin arbeitet sehr gut mit dem Körper und anderen Behandlungsmethoden zusammen.

Die Westliche Medizin erkennt physiologische Selbstheilungsmechanismen nur an, wenn diese Mechanismen genau beschrieben werden können. Ansonsten wird davon ausgegangen, dass sämtliche Körperstrukturen passive Gebilde sind, auf die durch externe Kräfte eingewirkt werden kann. In vielerlei Hinsicht wird mit unserem Körper wie mit der „Alternativmedizin“ umgegangen. Westliche Ärzte wundern sich oft über Behauptungen, die Qi‐Fluss‐Therapie habe auch Auswirkungen auf Emotionen und Geist eines Menschen, nicht nur auf ein bestimmtes Krankheitssymptom. Da der Körper ein integriertes System ist, hat jede Behandlung, die dem Körper dabei helfen soll, sich selbst zu helfen, natürlich Auswirkungen auf sämtliche Aspekte des Lebens.

Auch moderne Akupunktur‐Lehrbücher haben ihre Schwierigkeiten mit dem Konzept der Selbsthilfe. Akupunktur wird außerhalb jeglichen Behandlungskontextes vorgestellt. Das Endergebnis weist erstaunliche Ähnlichkeit mit modernen Lehrbüchern der konventionellen Medizin auf. Ausbildungsprogramme, die auf solchen Lehrbüchern basieren, seien es nun Akupunktur‐ oder konventionelle Lehrbücher, können angehende Mediziner wirklich ausreichend vorbereiten. Viele Lehrer sind sich dieser Mängel durchaus bewusst und haben sie in ihrer persönlichen beruflichen Entwicklung vielleicht längst hinter sich gelassen. Sie stehen jedoch einem medizinischen System vor, bei dem der lebende Patient nicht berücksichtigt wird und das dadurch eine stark eingeschränkte Sicht auf chronische Erkrankungen und deren Prävention hat.

Was wir nicht wissen wird uns helfen

Nach ihrem Verhältnis zum Unbekannten lässt sich die Medizin in zwei Kategorien unterteilen: Die konventionelle Medizin konzentriert sich ganz auf Phänomene, die gemessen und fotografiert werden können. Sie untersucht das, was bereits passiert ist. Wie wir gesehen haben, neigt die moderne Medizin dazu, Wissenslücken zu füllen, um eine einheitliche Weltsicht zu erzeugen. Dieses Vorgehen ist sehr gut dazu geeignet, sich mit bekannten Vorgängen auseinanderzusetzen, die jetzt gerade passieren oder die bereits passiert sind. Einfache externe Gegenstände und Substanzen können umfassender untersucht werden als der menschliche Körper, weswegen man sich bei Diagnose und Behandlung in der Regel auf externe Gründe und Heilungen konzentriert. Dadurch ist die moderne Medizin gut geeignet für körperliche Traumata, Chirurgie und die Untersuchung bereits bekannter, schädlicher Prozesse. Behandlung bedeutet hier Schadensminimierung oder Risikomanagement.

Die Qi‐Fluss‐Therapie verwendet unbekannte Vorgänge zur Behandlung. Auf den ersten Blick erscheint diese Aussage lächerlich. Wie kann man etwas verwenden, das man nicht versteht? Tatsächlich ist die Qi‐Fluss‐Therapie so wertvoll, gerade weil wir nicht genau wissen, wie sie funktioniert – je weniger wir wissen, desto wertvoller ist sie. In der langen Geschichte der Qi‐Fluss‐ Therapie haben wir gelernt, wie wir eine Verbindung zu Prozessen jenseits unseres Wissenshorizontes aufbauen können.

Wenn Akupunktur dazu verwendet wird, Kopfschmerzen zu lindern, so ist dies nützlich, aber medizinisch unbedeutend. Wenn mehrere Akupunkturbehandlungen dazu verwendet werden, weitere allergische Anfälle für einen Zeitraum von sechs Monaten zu verhindern, dann ist die Behandlung bedeutender, weil wir keinen Mechanismus kennen, der allergische Anfälle in dieser Weise verhindern kann. Eine Reihe von Qi‐Gong‐Behandlungen, die die Vitalität eines Patienten mit einer Immunschwäche langfristig steigern, wäre noch viel bedeutender, weil so ein Mechanismus komplett unbekannt wäre.

Die Qi‐Fluss‐Therapie mag im mechanischen Sinne unbekannt sein, ist aber im menschlichen Sinne sehr vertraut. Ihre Behandlungen fühlen sich angenehm und sicher an. Sie spiegeln unsere eigene Fähigkeit zum Ausgleich und zur Erneuerung wider.

Wir haben einen Partner, der klüger ist als wir

Akupunktur und andere Qi‐Therapien erteilen dem Anwender ein einzigartiges Privileg: Wir können mit einem Partner (dem lebenden menschlichen Körper) zusammenarbeiten, der über wesentlich größere Fähigkeiten verfügt als wir. Die meisten Heilmethoden konzentrieren sich auf Substanzen oder Aktivitäten, die auf den Körper einwirken. Anwender dieser Methoden können sich nur auf ihr eigenes Wissen verlassen, um die Eignung und Einschränkungen der durchgeführten Behandlungen zu beurteilen. Daher wird unser Gesundheitssystem meist von einem obsessiven Kontrollzwang beherrscht. Akupunktur und andere Qi‐Therapien überschreiten diese Begrenzungen.

Der Weg zum Geist

Zwei unterschiedliche, wichtige Akupunkturpunkte heißen „Shen Men“. Dieser Name wird in der Regel mit Geist für „Shen“ und Tor für „Men“ übersetzt. Einer dieser Punkte befindet sich auf dem Handgelenk; er beruhigt den Geist. Der andere befindet sich auf dem Ohr; wie Yoga konzentriert er sich auf den Unterleib. Das chinesische Schriftzeichen „Men“ bezeichnet kein Tor im Westlichen Sinne des Wortes. Es ist vielmehr eine zeremonielle Bezeichnung für den richtigen Pfad, auf dem man sich dem Geist nähern soll.

Qi liegt in unserem Inneren. Es ist eine „höhere Macht“, die wir im Inneren unseres Organismus antreffen. Qi ist sowohl für einfache Organismen als auch für uns selbst charakteristisch. Es liefert uns neue Vitalität, indem es uns mit den ältesten Ebenen unserer Existenz verbindet. Qi ist ein Prozess der natürlichen Verbindung, ein üppiges vegetatives Reich („vegetative realm“), in dem es leicht ist, den Glauben an unseren Fortbestand aufrechtzuerhalten. Qi ist eine Zuflucht für die Seele.

Anhang A – Illusion des Bewusstseins

Der größte Teil unseres Bewusstseins entstammt unseren Sinneswahrnehmungen und ist für unser Überleben durchaus nützlich. Die rohen Sinneswahrnehmungen müssen verarbeitet und mit relevanten kognitiven Daten kombiniert werden, damit wir ein kohärentes Bild unserer Umgebung erhalten statt eines bloßen Datenhaufens. Wir glauben, dass unser Sehen sofort erfolgt, aber Studien haben gezeigt, dass durch die Verarbeitung des Inputs eine Verzögerung von 0,5 Sekunden entsteht. Derartiges „Sinnesbewusstsein“ ist vermutlich unter Tieren weitverbreitet, denn viele Tiere bewegen sich so, als nähmen sie ihre Umgebung in einem ganzheitlichen Bild wahr.

Mit bestimmten Wahrnehmungsmustern verbindet unser Bewusstsein eine klare Warnung. Es ist Teil unseres kognitiven Unterstützungssystems, dass unser Bewusstsein mit bestimmten Wahrnehmungsmustern bestimmte Assoziationen hat. Planung, Sorge, Beurteilung, Analyse und Kritik sind alles ähnliche intellektuelle Konstrukte im Zusammenhang mit dem Bewusstsein.

Das Bewusstsein ist hervorragend dafür geeignet, Grenzen zu setzen. Das Bewusstsein nutzt das Selbst als Bezugspunkt für Beobachtungen, Handlungen und Moral. Allerdings sind die Gedanken und Wahrnehmungen, die eine bestimmte Person hat, viel extensiver als diejenigen, die vom Bewusstsein dieser Person verarbeitet und „kontrolliert“ werden. Unter anderem Schriftsteller und Redner wissen, dass ihre Worte aus einem Teil des Geistes kommen, der komplex und sehr persönlich ist. Dieser Teil des Geistes wird nicht vom Bewusstsein bestimmt oder kontrolliert. Wörter und Gedanken tauchen in dem Moment im Bewusstsein auf, in dem sie ausgesprochen werden, das Ergebnis: spontan und fließend statt bearbeitet und geplant. In der psychologischen Theorie heißt dieser Teil des Geistes das Vorbewusste, das Unterbewusste oder das Unbewusste. Für unsere Zwecke kommt es vor allem auf den Kontrast zwischen dem wohl definierten bewussten Geist einerseits und dem ausgedehnten, veränderlichen unbewussten Geist andererseits.

Offensichtlich interagieren diese zwei Versionen des Geistes ständig miteinander und sind Teil der gleichen Person. Nichtsdestotrotz verhalten sie sich in vielerlei Hinsicht wie zwei so gut wie komplett getrennte Wesen. Das Bewusstsein wird geschätzt als Sitz der Vernunft, der Ordnung und des Anstands – alles Funktionen der Bearbeitung und der Warnung. Das Bewusstsein enthält nur ausdrücklich „genehmigtes“ und gut durchdachtes Material, es enthält also viel weniger Informationen als das Unbewusste.

Der unbewusste Geist wird oft als bloße Sammlung von unorganisierten Gedanken, Träumen, Erinnerungen und Fantasien beschrieben. Wir sind uns nicht bewusst darüber, wie der unbewusste Geist organisiert ist, obwohl die Existenz hochentwickelter künstlerischer Kompositionen ein eindeutiger Beweis für eine subtile und ganzheitliche Form der Organisation ist. Dass Beethoven die Neunte Symphonie komponierte, obwohl er vollkommen taub war, ist hier ein hervorragendes Beispiel. Der unbewusste Geist ist ein Ort, an dem es zu zahllosen Interaktionen zwischen Wahrnehmungen und Erinnerungen kommt. Es ist ein Ort von immenser Vielfalt: Von Gefühlen, von Rhythmus und Musik, von Stimmungen, von Einbildungen, Farben und Fantasie, von Beziehungen und Einsamkeit. Und er ist die Heimat des Qi.

Bei beinahe jeder These, wie geistige oder spirituelle Gesundheit zu erlangen sei, gehört es dazu, den bewussten Geist zu meiden. Wenn wir uns Actionfilme oder Liebesdramas anschauen, so hilft uns das dabei, die Grenzen unserer Selbstbewusstheit hinter uns zu lassen und uns mit den Gefühlen und Motiven anderer zu identifizieren. Körperliche Aktivitäten können entspannend sein – wenn sie fließend, rhythmisch und spontan sind. Das „High“‐Gefühl eines Joggers tritt auf, wenn sich der Läufer in seinen komplexen, rhythmischen Bewegungen verliert und er sich von seinem kritischen Bewusstsein trennt. Bei Yoga, Meditation und spirituellem Training werden gezielt Methoden gelehrt, wie man den bewussten Geist „loslassen“ kann. Friede und Erneuerung sind nicht‐bewusste Tätigkeiten.

Will man herausfinden, ob jemand die Wahrheit sagt, so ist die allgemein anerkannte Methode, zu beobachten, ob die Sprache dieser Person spontan und fließend ist und ob Körpersprache und Augenkontakt zur Sprache passen. Wir trauen eher jemandem, der „von Herzen“ spricht, das heißt: Vom unbewussten Geist.

Sich für die kleine Version des Selbst entscheiden

Viele Menschen identifizieren ihre Persönlichkeit vor allem mit dem bewussten Geist. Dadurch entscheiden sie sich für eine begrenzte, editierte Version ihres Selbst. Diese Entscheidung ist ein tragischer Fehler. Der bewusste Geist ist ein hervorragendes Mittel, um Beobachtungen zu strukturieren, indem Grenzen gesetzt werden, und um den Anstand zu wahren. Aber das Bewusstsein kann unsere wirkliche Persönlichkeit nicht repräsentieren, es sei denn, es ist dem ausgedehnteren und kreativeren unbewussten Geist untergeordnet. Menschen, die sich über ihren bewussten Geist identifizieren, machen den Fehler, sämtliche Aspekte ihres Lebens kontrollieren zu wollen. Sie versuchen, ihre Stimmung durch eine endlose Reihe von Handlungen und externen Anpassungen zu kontrollieren. Manchmal führen diese Bemühungen zu obsessivem Verhalten oder Suchterkrankungen.

Wenn eine Person, die sich zu sehr auf ihr bewusstes Verhalten konzentriert, deprimiert wird, baut sie in ihrem Geist immer mehr Schranken und Kontrollen auf. Die Depression verhärtet sich und wird schwerwiegender. Eine solch übermäßig „bewusste“ Person hat den Zugang zu dem Teil ihres Geistes verloren, der Homöostase und Erneuerung erlaubt. Normalerweise erfolgt der Fokus auf den bewussten Geist, um Kontrolle und Harmonie zu erlangen. Tragischerweise hat diese Entscheidung den gegenteiligen Effekt: Sie trennt den Menschen von seinem einzigen Zugang zu Selbstheilung. Wie wir immer wieder im vorliegenden Papier sehen konnten, ereignet sich Heilung durch Beziehungen, nicht durch Handlungen. Wir müssen uns von unnötigen bewussten Handlungen trennen und zulassen, dass wir von einem Teil unseres Geistes „gesteuert“ werden, den wir niemals wirklich verstehen werden. Wie Qi ist der unbewusste Geist eine Zusammenfassung vieler Schichten von evolutionären Mechanismen, die Homöostase und Selbstheilung bewirken. Es wäre nicht überraschend, wenn wir feststellen würden, dass manche dieser Schichten Kommunikationen zwischen Lebewesen und einen Fokus auf die Gemeinsamkeiten, nicht die individuellen Unterschiede des Lebens, beinhalten. Ein friedlicher Geist sorgt anscheinend nicht nur für zwischenmenschliche Harmonie, sondern auch für Harmonie in uns selbst.

Was für heilsame Beziehungen zwischen dem bewussten Geist und dem nicht‐bewussten Geist sind möglich? Wir wollen uns einige Beispiele näher anschauen:

  1. Ein erfahrener Athlet verspürt während des Laufens plötzlich einen Krampf im Bein. Die bewusste Wahrnehmung dieses Schmerzes zwingt den Läufer dazu, das betroffene Bein zu visualisieren und sich auf die Dringlichkeit der Lösung des Problems zu konzentrieren. Der bewusste Geist würde das Auftreten des Beinkrampfes als Warnung identifizieren, dass das ganze Bein verletzt werden könnte. Erfahrene Athleten „durchlaufen“ derartige Krämpfe jedoch ständig. Der nicht‐bewusste Geist initiiert anscheinend eine Qi‐Reaktion, die den Krampf lindert, während der Sportler weiterläuft – obwohl diese Reaktion nicht zu den konventionellen Regeln der Physiologie passt.
  2. Jemand möchte aufhören zu schnarchen. Immer wieder fordert er seinen unbewussten Geist bewusst dazu auf, „hör auf zu schnarchen!“ Das Schnarchen geht weiter. Später formuliert er diese Aufforderung anders: „Sei leise während des Schlafens.“ In dieser Nacht hört das Schnarchen auf. Viele Bücher über Meditation weisen darauf hin, dass der unbewusste Geist nicht auf Gedanken oder Worte reagiert, die negativ sind. Ein Erfolg stellte sich also erst ein, als der bewusste Geist einen leichten, untergeordneten Weg wählte. Eine sanfte Aufforderung war effektiv; die kritisierende Forderung jedoch nicht.
  3. Eine Autorin muss das letzte Kapitel ihres Buches vollenden. Sie weiß, dass ihr Herausgeber ihr eine Deadline von zwei Wochen gesetzt hat. Sie hat die Handlung und die vorherigen Kapitel nach den Vorschlägen ihres Herausgebers geändert. Dies alles sind Aufgaben für den bewussten Geist. Sie sind wichtig, aber der aktuellen Aufgabe untergeordnet. Der tatsächliche kreative Prozess ist geradezu lächerlich einfach: Die Autorin wartet, bis ihr unbewusster Geist damit anfängt, nützliches Material zu produzieren. Zuerst mag eine ganze Menge anderen, ablenkenden nicht‐bewussten Materials herauskommen. Vielleicht müssen erst andere Stimmungen und Wirren erfahren werden. Irgendwann könnte aber die klare Stimme der Autorin vernehmbar sein.

Häufig reagiert der bewusste Geist ängstlich und kritisch auf Ideen und Gefühle unbewussten Ursprungs. Unsere eigene Spontaneität wird zum Feind. Man kann sich leicht vorstellen, wie aus diesem Prozess ein kontraproduktiver Teufelskreis werden kann. Unsere Beziehung zum unbewussten Geist ist, worauf es ankommt. Als Menschen werden wir niemals den genauen Inhalt, den Aufbau oder die Prioritäten unseres nicht‐bewussten Geistes kennen. Unser Geist ist genau deswegen wertvoll, weil er uns dabei hilft, mit dem Unbekannten, dem Komplexen eine Beziehung aufzubauen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Beziehung einfach bleibt, wir müssen positiv denken und für neues Leben offen sein.

Anhang B – Ist die moderne Wissenschaft dümmer als ein Pilz?

1940 schrieben die Oxforder Biochemiker Howard Florey und Ernest Chain, man wisse schon lange, dass natürliche antimikrobielle Substanzen existierten und dass eine „systematische Untersuchung“ dieser Substanzen vorgenommen werden sollte. Alexander Fleming hatte vor elf Jahren zufällig entdeckt, dass ein Pilz in der Lage war, das Wachstum von Staphylokokkus‐Bakterien zu stoppen. Innerhalb eines Jahres hatte Florey beträchtliche US‐Bundesmittel erhalten und das gesamte Laborgebäude der Oxford University wurde zur Kultivierung des Penicillium‐Pilzes umfunktioniert. Drei Jahre später erhielt jeder dieser drei Wissenschaftler den Nobelpreis.

Trotz dieses erstaunlichen Erfolges hat man noch immer nicht damit begonnen, natürliche antimikrobielle Substanzen systematisch zu erforschen.

Das Ende der Antibiotikum-Ära?

Heute gibt es immer wieder Warnungen in der wissenschaftlichen Fachpresse, dass „sich das Ende der Antibiotikum‐Ära nähern könnte.“ (Science, 21.8.1994) Resistenzen gegen derzeit verwendete Antibiotika sind sehr weit verbreitet. In vielen Fällen zeigt nur noch eines der vielen Antibiotika Wirkung gegen die zu bekämpfenden Bakterien. Allgemein wird vorhergesagt, dass sich Resistenzen gegen die wenigen noch wirkungsvollen Antibiotika schnell ausbreiten werden.

Wenn eine effektive Behandlung mit Antibiotika nicht mehr verfügbar ist, werden Chirurgie, Obstetrik, invasive Diagnosemethoden und selbst das Legen intravenöser Zugänge deutlich riskanter. Die Westliche Medizin wie wir sie heute kennen wäre gefährdet. Vielleicht ist die Situation nicht ganz so ernst, wie es diese Wissenschaftler beschrieben haben. Generell wird die Verbreitung von Antibiotika‐Resistenzen mit der heutigen extremen Antibiotikaverwendung begründet. Tatsächlich wurden und werden Antibiotika unnötig großzügig verwendet, aber schauen wir einmal über den Tellerrand menschlichen Lebens.

Die Oxforder Biochemiker stellten 1940 fest, dass ein Enzym des Escherichia‐coli‐Bakteriums in der Lage war, Penicillin abzutöten (Nature, 28.12.1940). In Stanford stellte William Kerby fest, dass manche Staphylokokkus‐Stämme gegenüber Penicillin resistent waren, obwohl sie dem Medikament nie übermäßig ausgesetzt gewesen waren (Science, 2.6.1944).

Staphylokokkus und E. Coli sind sehr häufige Bakterien, die seit Tausenden, vielleicht gar Millionen von Jahren mit Pilzen wie Penicillium notatum koexistieren. Vermutlich hat sich Penicillin als Ergebnis dieses langen Kontaktes entwickelt. Es ist nicht überraschend, dass manche Bakterien in dieser Zeit Resistenzen gegen Penicillin entwickelt haben.

Es ist jedoch erstaunlich, dass diese Resistenzen zu jener Zeit nicht verbreiteter oder effektiver wurden. Gewiss war die Gelegenheit für evolutionären Wandel in diesen Millennia des Kontaktes größer als sie in den letzten 50 Jahren (seit wir Antibiotika einsetzen) war.

Von den Pflanzen lernen

Vielleicht hat der Pilz das Penicillin wirkungsvoller verwendet als die moderne Wissenschaft. Die Chemikalie Penicillin existiert (und funktioniert) nicht isoliert im Organismus des Pilzes. Zweifellos haben sich im Pilz eine ganze Reihe von Puffern, Enzymen und Cofaktoren entwickelt, die die Wirksamkeit des Penicillins erhöhen und bakterielle Resistenzen schwächen. Alles andere würde bedeuten, die Grundsätze der Evolutionstheorie in Frage zu stellen.

Als moderne Wissenschaftler das Penicillin als einzigen antibiotischen Bestandteil des Penicillium‐ Pilzes identifizierten, bewegten sie sich auf der Evolutionsleiter rückwärts. Das Informationssystem (die „Intelligenz“) des Penicillium‐Pilzes scheint ein wirkungsvolleres Ergebnis produziert zu haben als das Labor. Daher könnte die moderne Wissenschaft tatsächlich „dümmer als ein Pilz“ sein.

Wenn jemand vorschlägt, pflanzliche Antiobiotika aus Pflanzen zu verwenden, die komplexer als Pilze sind (beispielsweise Knoblauch), so antworten Wissenschaftler darauf, dass dies nicht möglich sei, weil „der aktive Bestandteil“ noch nicht isoliert worden sei.

Dabei ist doch genau das der Punkt. Wir müssen subtilere und komplexere biologische Produkte verwenden, um die Wirkung der Resistenzen abzuschwächen. Wir können uns den Luxus nicht mehr leisten, nur eindeutige, ultra‐einfache Mittel zu verwenden, um mit der unvorstellbar großen und lebendigen biologischen Welt zurechtzukommen. Teilweise ist die medizinische Entwicklung auf einem Entwicklungsniveau unterhalb von Pilzen steckengeblieben. Da ist es kein Wunder, dass die immer häufiger auftretenden Krankenhauskeime die vielen wunderbaren Fortschritte der modernen Medizin bedrohen.

Als Menschen, die in Pflanzenheilkunde ausgebildet wurden, ist es unsere vornehmliche Aufgabe, unseren Kollegen dabei zu helfen, geeignete pflanzliche Antibiotika zu verstehen und auszuwählen. Unsere gesamte Gesellschaft klammert sich inzwischen an Fantasien einfacher und vollständig verstandener chemischer Wirkstoffe, die all unsere großen Gesundheitsprobleme lösen werden. Viele Menschen haben Schwierigkeiten damit, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass natürliche Produkte im Gesundheitswesen von Nutzen sein könnten.

In der Chinesische Medizin finden wir eindeutige und praktische Richtlinien, wie wir lebendige Energie und lebendige Substanzen einsetzen können.

Noch nie haben wir diese Weisheit so dringend gebraucht wie heute.

The Nature of Qi

Michael O. Smith, MD, DAc

WHAT RESEARCH IS NEEDED

What kind of research and experimentation would be appropriate to evaluate my hypothesis? First of all, we should look for evidence of Qi and Qi flow points throughout the animal and plant kingdoms. My colleague in Budapest, Dr. Ajankok Eory, has already begun by stimulating Qi flow points on the stems of plants and noting consistent increases in the temperature in the leaves. Stimulating locations on the stem which do not have decreased electrical resistance produces no change in leaf temperature. Studying more simple organisms will generally produce more clear-cut results. In this regard we should remember that many different types of stimuli can trigger Qi flow points. For example, pressure, light touch, electro magnetism, even Qi emanating from a hand held beyond the body can all be as effective as acupuncture needling. Using these techniques can make work with a simple organism much more convenient.

Secondly, we should not expect to find any one to one correlations between acupuncture stimulation and specific activities associated with organs that developed later in the evolutionary process. Hence Qi flow phenomena should not be exclusively correlated with a specific peripheral nerve, endocrine gland or cerebral cortical process. Naturally there will be general correlations since more recently evolved body processes are well integrated with other layers of development. Acupuncture treatment for asthma, for example, will not merely follow a specific neuroendocrine pattern. Researchers should expect a variable pattern of interim responses that fluctuate according to many internal and external factors. In one French study acupuncture that was intended to increase liver excretion of alcohol actually stimulated a more primitive response instead – excretion by exhalation and sweat.

Thirdly, conventional controlled studies are not indicated in a situation where the primary action of change (the response of patient’s own body) cannot be reliably predicted by the therapist. Needling the same point may often produce different effects at different times. Needling different points can produce the same homeostatic bodily reaction. There are exceptional circumstances where acupuncture needling is predictable in a linear Newtonian manner, but the overwhelming amount of significant acupuncture treatment involves a range of responses that cannot be precisely specified. Conventional controlled studies eliminate or control variables in order to be consistent. Acupuncture, on the other hand, can produce a consistent homeostatic response even in the presence of confounding variables. Since the clinical world is usually full of confounding variables, acupuncture is quite suitable to practical outcome studies.

ORGANIC INTEGRITY

People who receive Qi flow therapy typically report that they feel more centered, calmer and more comfortable with their own thoughts. They are reminded of more peaceful times in their life, or perhaps they experience a peaceful consciousness for the first time. These experiences are comparable to perceptions related to meditation, yoga, and other types of spiritual training. Qi flow therapy can be a key that opens the door to a more centered and effective consciousness. Successful treatment can show a distraught patient that they have a much greater capability for a peaceful consciousness than seemed possible in their chronically nervous state.

Many people suffer from illnesses that are described as psychosomatic or autoimmune, because conflicts within their body are expressed as chronic destructive symptoms. I would describe such people as excessively controlled by the recently evolved central nervous system and endocrine systems. They have lost contact with the older, more homeostatic functions that we have identified with Qi. Older homeostatic functions of the body provide physical and emotional stability and resilience that are necessary to life. Western civilization has adopted Descartes’ definition of existence “I think therefore I am”. For these patients a more appropriate version might be: “I fear, therefore I am.” Their own fears and insecurities become so pervasive that they cannot imagine being alive without them. The concept of finding a soothing, balancing process within themselves seem preposterous.

After all, their will power, intelligence, and numerous pharmaceutical efforts have not been effective. “How can there be anything valuable within me?” they say. “I have tried as hard as I can.” Some people may even feel insulted by the suggestion that there is some part of them that has not been used in this struggle. Efforts to find these older homeostatic layers may be labeled as irrational. In one sense, this is true. The older homeostatic parts of our body developed long before there was any rationality, that is, before the evolution of the cerebral cortex. This treatment provides a simple, easy path to a vast healing capacity within ourselves. Once we be come re-acquainted with the source of our life, we will be smart enough to take it easy and let the Qi flow.

HELP THE BODY HELP ITSELF

Qi flow therapy helps the body help itself. It provides input to an already functioning homeostatic system. Our bodies make constant adjustments on many levels. The aspects of life that are affected by this treatment are quite complex: microcirculation, autonomic balance, immune function, etc. It can also affect functions such as sleep and menstruation, which occur a significant amount of time after the actual treatment. None of us, modern or traditional, can explain these bodily functions in a clear cut way.

Saying that we are merely “helping the body help itself” is readily understood by many diverse cultures. People appreciate the humility and lack of presumptive theory. No one is saying “I know how your body works”. We are only offering to help your own efforts. American medical culture, on the other hand, makes the concept of a “body healing itself” hard to accept. Our language betrays us: ‘you catch a cold, then the cold goes away; ‘you get a headache, then the headache goes away’. Body weakness is well defined. However, we have no way of directly saying that our body’s own capability has resolved a particular problem. When I was in medical school, we were told that “spontaneous remission” occurs sometimes in cancer. The professor was willing to say that a totally unknown mechanism cures cancer rather than suggest that the body’s own immune physiology might have this effect. The intermittent character of most chronic illnesses clearly suggests that our bodies can both be imbalanced and, later rebalanced. Qi flow therapy helps these corrective efforts become more effective and long lasting. This is a very obvious ‘mechanism’ of health care that we have overlooked.

Western medicine takes a ‘welfare’ approach to the management of chronic illness. The patient is encouraged to be passive and compliant. All health care is provided for the patient. Self-help procedures are not stressed. Patients often become frustrated and resentful in such a process. Most chronic regimens are life-long commitments. Needless to say, this ‘welfare’ approach is very expensive. Costs seem unavoidable. Regimens usually increase in complexity over time.

Qi flow therapy is based on ‘self-reliance’. The therapist makes a relatively small and relatively infrequent intervention to help the body help itself. Since we are stimulating very complex balancing and restorative mechanism, a simple stimulus can produce a complex, long-lasting response. Frequently, illnesses cease to require chronic daily treatment. This kind of medicine interacts very well with the body and with other treatments.

Western medicine only refers to physiological restorative mechanisms when those mechanisms can be precisely described. Otherwise, structures in the body are assumed to be passive entities that can be acted upon by external forces. In many ways our body is considered an “alternative” medicine. Western practitioners are often perplexed by claims that Qi flow therapy affects the emotions and spirit of a person as well as a particular symptom. Since we are an integrated organism, any treatment that helps the organism to help itself would naturally affect all aspects of life.

Modern acupuncture textbooks also have a hard time with the concept of self-help. Acupuncture is presented outside of any context of development or relativity. The end result is remarkably similar to conventional modern medicine. Both of these textbook-based training programs give scarcely adequate preparation for new health care providers. Many of the teachers are certainly aware of these defects and may have transcended them in their individual professional development. However, they preside over medical systems, which take the living patient out of the equation and therefore have a significantly impaired perspective regarding chronic disease and prevention.

WHAT WE DON’T KNOW WILL HELP US

Health care treatment can be divided into two categories based on its relationship to the unknown. Conventional modern medicine focuses entirely on phenomena which can be measured and photographed. It studies what has already happened. As we have seen, modern medicine tends to fill in gaps to form a consistent worldview. It is a very good system for dealing with familiar processes which are currently happening or which have already occurred. Simple external objects and substances can be studied more completely than the human body, so diagnosis and treatment usually focus on external causes and remedies. As such, modern medicine is quite appropriate for physical trauma, surgery, and the evaluation of known harmful processes. Treatment is harm reduction or risk management. There is no place for the unknown in conventional medicine.

Qi-flow therapy uses unknown processes in treatment. On the surface this statement seems ridiculous. How can a person use what they don’t understand? The reality is that Qi flow therapy is valuable precisely because we do not know how it works. The less we know, the more valuable it is. The long historical development of Qi-flow therapy has taught us how to connect with processes beyond our knowledge.

When acupressure is used to relieve a headache, it is a useful but medically trivial event. When a few acupuncture treatments are used to relieve and prevent further allergy attacks for six month period, the treatment is more significant because we don’t know of any mechanism that will prevent allergy attacks in this manner. A series of Qi gong treatments that improve long term vitality in a person with immune deficiency would be considered a much more significant treatment because the mechanism would be wholly unknown. Qi-flow therapy may be unknown in the mechanical sense, but it is very familiar in the human sense. These treatments feel comfortable and safe. They reflect our own capability for balance and renewal.

WE HAVE A PARTNER SMARTER THAN WE ARE

Acupuncture and other Qi-related therapies give the practitioner a unique privilege. We are able to work with a partner (the living human body) that has much more capability than we do. Most health methods focus on substances or activities, which act on the body. Practitioners of these methods must rely only on their own knowledge to determine the appropriateness and limitations of the treatments being provided. Hence an obsessive need for control dominates most health care. Acupuncture and other Qi-related therapies transcend these limitations.

THE PATH TO SPIRIT

The name of two separate important acupuncture points is “shen men”. This name is usually translated as spirit for “shen” and gate for “men”. One of these points is located on the wrist; it calms the mind. The other is located on the ear; it focuses on the abdomen as yoga does. The Chinese character “men” is not a gate in the western sense of the word. Rather it is a ceremonial designation indicating the appropriate path to approach the spirit. Qi lies within. It is a “higher” power that is found inside our ancient biological development. Qi is characteristic of simple organisms as well as ourselves. It provides new vitality by linking us with the oldest levels of existence. Qi is a process of natural connection, a rich vegetative realm where faith in continued existence is easy to maintain. Qi is a nest for the soul.

WORLD IS BORN NOT MADE

The Eastern view is that the world is born. That is, relationship of an indeterminate nature leads to new beginnings as part of an endless cycle. The Western view is that the world is built. That is, there was a specific beginning to the world and it continues to operate according to mechanisms that can be discovered.

LEARNING TO RIDE OUR BICYCLE

In school we are taught to begin a new subject on the cognitive level and verify those cognitive findings by observations of behavior after we have mastered the subject on a cognitive level. This method is appropriate in many situations. However, it is a misleading approach in complex, irregular situations where no cognitive paradigm can be stated. Take the example of learning to ride a bicycle. A cognitive approach to this problem is indeterminate and might actually be counterproductive by producing performance anxiety. The only way to ride the bicycle is start learning on the behavioral level. The balancing capability of our body is much more effective than our conscious mind can imagine. Qi-flow therapy is one of many subjects that must be approached from an observational and behavioral level rather than a cognitive one. We need to use metaphors, analogies, and experiential terms because there is no linear or rational basis for a cognitive point of view.

In the 20th century physicists have discovered that they know much less about sub-atomic physics then they though they did. It is increasingly difficult for them to find any cognitive way of describing what they observe. However, achieving this level of ignorance has led to many valuable discoveries. None of these discoveries would have occurred if scientists had not doubted the apparent logic of 19th century physics. Science begins with “I don’t know.”

WE MUST CHANGE THE DOMINANT PARADIGM

Western medical science functions under a dominant paradigm with the following characteristics: The body is seen primarily as a source of defect and risk rather than as a homeostatic, self-healing entity. Biological processes are only acknowledged if they can be verified in a linear causative manner. Chemical mechanisms are virtually the exclusive focus of research.

Acupuncture does not exist in this paradigm. Indeed, it will never exist.

This medical paradigm may be comforting to pharmaceutical advertisers and those who patent genes, but this paradigm separates medicine from physical and evolutionary science and alienates a significant part of the general populace.

Revision of this dominant paradigm will bring medicine in line with other changing scientific fields, as well as common sense. The new paradigm would include:

The homeostatic and self-healing capability of our bodies will be acknowledged and studied as a primary part of medicine.

Uncertain, broadly interactive and multi-variant models of reality will be used in medicine as they are in ecology, modern physics and information theory. Biophysical mechanism will be considered prominently. Evident biological phenomena will not be systematically ignored because their mechanism cannot be determined.

Finding a place for Qi – flow therapy in Western medicine will help rebuild a legitimate relationship between modern medicine and biologic reality.

ILLUSION OF CONSCIOUSNESS

Most of the content of our conscious mind is sensory in origin and quite useful for survival. Raw sensory input has to be edited and combined with pertinent cognitive material so that we perceive a coherent picture of our environment and not just a jumble of data. We perceive that our vision is immediate, but studies show that there is a 0.5 second editing delay. This type of sensory consciousness is probably widely present among animals since many animals move as though they perceive an integrated view of their environment.

A warning “no” is often associated with certain sensory patterns in the conscious mind. It is part of the cognitive support system that the conscious mind associates with certain sensory patterns. Planning, worry, judgment, analysis, and criticism are all similar intellectual constructs related to the conscious mind. Consciousness is an excellent way to set limits.

Consciousness uses the self as a point of reference for observation, action, and propriety. However, the thoughts and perceptions that relate to a particular person are much more extensive than those which are edited and monitored by the person’s conscious mind. Writers and speakers, among others, know that their words come from a part of the mind that is complex and highly personal. This part of the mind is not determined or controlled by the conscious mind. Words and thoughts “pop” into the conscious mind as they are spoken so that the effect is spontaneous and free flowing rather than edited and pre-planned. This part of the mind is labeled pre-conscious, sub-conscious, or unconscious in various psychology theories. For our purposes, the contrast between the well-defined conscious mind and the extensive and variable non-conscious mind is the critical issue.

These two versions of the mind obviously interact constantly as part of the same person. Nevertheless, they act as virtually separate entities in many respects. Consciousness is valued as the home of reason, order, and propriety—all functions of editing and warning. The conscious mind contains only explicitly edited and well thought out material, therefore it contains much less information than the non-conscious mind. The non-conscious mind is often described as merely a collection of unorganized thoughts, dreams, memories and fantasies. We are not explicitly aware of how the non-conscious mind is organized, even though the existence of sophisticated artistic compositions is certainly evidence that there is a potential for subtle comprehensive organization. Beethoven’s composition of his Ninth Symphony while totally deaf is a clear-cut example. The non-conscious mind is a place of countless interactions between perceptions and memories. It is a place of immense variety: of feelings, of body movement of rhythm and music, of mood, of imagination, of color and fantasy, of relationship, and of solitude. It is also safe harbor where Qi resides.

Almost every suggestion for attaining mental or spiritual well being involves avoidance of the conscious mind. Watching action movies or romantic dramas help us leave our self-conscious limits and identify with the movements and feelings of others. Physical activity can be relaxing if it is free flowing, rhythmic, and spontaneous. The jogger “high” comes when runners are lost within their complex rhythmic movements and have separated from their critical consciousness. Yoga, meditation and spiritual training explicitly teach methods to “let go” of the conscious mind. Peace and renewal are non-conscious activities.

When trying to determine if someone is telling the truth, the accepted wisdom is to observe whether the person’s speech is spontaneous and free flowing and whether body language and eye contact are well integrated with the person’s words. We are more likely to trust someone who speaks “from the heart,” that is, from the non-conscious mind.

CHOOSING THE SMALL VERSION OF SELF

Many people identify their personality primarily with the conscious mind. In doing so they are choosing a limited, edited version of the self. This choice is a tragic error. The conscious mind is an excellent device for structuring observations setting limits, and maintaining propriety. But consciousness cannot represent an effective personality unless it is subordinate to the more extensive and creative non-conscious mind. People who identify with the conscious mind make the mistake of extending their controlled efforts to all aspects of life. They try to control their mood by an endless series of actions and external adjustments. Sometimes these efforts lead to obsessive and addictive disorders.

When a person who is pre-occupied with conscious behavior becomes depressed, they put evermore controls and limitations in their mind. The depression fixates and deepens. Such an overly conscious person has lost access to the part of their mind which can provide homeostasis and renewal. Focusing on the conscious mind usually has the goal of seeking control and harmony. Tragically this choice has the opposite effect of separating a person from their only source of self-healing. As we have seen throughout this paper, health improvement is a product of relationship not action. We must let go of unnecessary conscious activities and allow ourselves to be “controlled” by a part of our mind, which we will never clearly understand. Like the Qi system, the non-conscious mind is a summation of many layers of evolutionary mechanisms promoting homeostasis and self-healing. It would not be surprising to find that some of these layers involve communication between living beings and focus on the similarities within life rather than on individualizing differences. A peaceful mind seems to bring us in closer harmony with others as well as within ourselves.

What kind of beneficial relationships between the conscious mind and the non-conscious mind are possible? Let us consider several examples:

An experienced athlete suddenly perceives a leg cramp while running. The conscious perception of pain compels the runner to visualize the affected leg and to focus on the urgency of resolving the problem. The conscious mind would identify the onset of cramping pain in the leg as a warning that the whole leg might become injured. However, experienced athletes routinely “run through” cramps of this type. The non-conscious mind seemingly initiates a Qi flow response that alleviates the cramp while the person continues running, even though this response does not fit the conventional rules of physiology.

A person wants to stop snoring. He repeatedly makes a conscious request to his unconscious mind, “stop snoring”. The snoring continues. Later on, this person presents the request differently, “be quiet during sleep”. The snoring stops that very night. Many books on meditation make the point that the non-conscious mind does not respond to thoughts or words of negation. Success came when the conscious mind followed an easy, subordinate path. A gently affirmation was effective; whereas the critical demand was not useful. An author needs to complete the final chapter of a novel. She knows that her editor has imposed a 2-week deadline. She has revised the plot outline and previous chapters according to the editor’s suggestions. These are all issues for the conscious mind. They are important but subordinate to task at hand. The actual creative process is disarmingly simple. The author waits until the non-conscious mind starts producing useful material. A great deal of other distracting non-conscious material may come out first. Different moods and turmoil may have to be experienced. Eventually the novelist’s clear voice may be heard.

It is also common for the conscious mind to have a fearful, critical reaction to ideas and feelings of non-conscious origin. We may be encouraged to suppress uncontrollable sub-conscious urges. Our own spontaneity be comes the enemy. It is easy to se how this process can become a counter productive, vicious cycle.

Our relationship to the non-conscious mind is the critical ingredient. As human beings, we will never know the precise content, organization, or priorities of our non-conscious mind. Our mind is valuable exactly because it helps us relate to the unknowable complexity in a useful way. We need to keep this relationship simple, use affirmation, and be open to new life.

Initially presented at the Society for Acupuncture Research annual conference, Minneapolis, Minnesota, October 20, 2001. Copyright Michael O. Smith, 2001. Michael O. Smith, MD
Founder of National Acupuncture Detoxification Association (NADA)