Gabriel Stux

In den zurück liegenden Jahren ist eine deutliche Zunahme der Anwendung der klinischen Akupunktur zu verzeichnen. Die Hauptindikationen der Akupunktur im Westen sind chronische Schmerzen, in erster Linie Kopfschmerzen und Migräne sowie schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparats. Philosophische und theoretische Grundlagen der Akupunktur

Die philosophischen und theoretischen Grundlagen der Akupunktur wurden vor über 2.000 Jahren im Rahmen der antiken chinesischen Medizin formuliert. Im Mittelpunkt dieses Medizinsystems steht die Vorstellung von einer im Körper fließenden Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, chinesisch Qi, auf deren Wirkung alle Lebensäußerungen beruhen. Die Lebensenergie ist in ständigem Fließen, immer in Bewegung, Veränderungen bewirkend. Auch die Funktionen innerer Organe wie Atmung, Verdauung der Nahrung, Immunabwehr, Muskelbewegungen wird von der Lebensenergie hervorgebracht. Ähnlich wie die Flüsse das Land durchziehen, ziehen Energiebahnen, Meridiane genannt, durch den Körper und versorgen ihn mit der lebensnotwendigen Energie. Auf diesen Leitbahnen liegen die Akupunkturpunkte, mit deren Hilfe man die Energieflüsse beeinflussen und regulieren kann.

Wenn man gesund ist, fließt die Lebensenergie in Harmonie, die Funktionen der Organe sind kräftig und ungestört. Krankheiten sind nach chinesischer Vorstellung auf eine Störung im Fließen der Lebensenergie Qi zurückzuführen, entweder liegt eine Schwäche oder eine Fülle der Lebenskräfte vor. Auch Blockaden im Lebensenergiestrom können vorliegen, die zu Schmerzen, beispielsweise zu Migräne führen. Im Mittelpunkt der Therapie steht die Regulierung der Lebenskraft Qi, die Lebensenergie des Patienten. Qi ist die Vitalität, die Lebenskraft, ein vom Therapeuten direkt erfahrbares und so diagnostizierbares Phänomen. Akupunktur ist eine „Heilkunst mit Energie“, man spricht auch von einer energetischen Akupunktur. Die Nadelung der Akupunkturpunkte hat eine harmonisierende Wirkung, Fülle wird gedämpft, Schwäche angeregt und Blockaden z. B. bei Migräne gelöst, so daß ein ungestörtes harmonisches Fließen des Qi gefördert wird.

Akupunktur nach allen Regeln der Kunst

Nur eine qualitativ hochwertige Akupunktur nach allen Regeln der Kunst ermöglicht bestmögliche Therapieergebnisse. In der Qualitätsinitiative Akupunktur haben sich Akupunkturgesellschaften mit anderen kompetenten Partnern zusammen getan, um sich für eine gesicherte Qualität in der Akupunktur und damit eine bestmögliche und hochwertige Akupunkturtherapie zu engagieren. Im Fokus steht dabei das Interesse, Akupunktur nicht auf das symptomatische Stechen von Nadeln zu reduzieren, sondern die Gesamttherapie im Kontext der Chinesischen Medizin zu sehen und für Patienten und Laien verständlich zu machen. Ein Qualitätssiegel wird an die Ärzte verliehen, die über eine gute Ausbildung und fundierte Erfahrung verfügen. Mit diesem Qualitätssiegel können Ärzte signalisieren, dass ihre Akupunktur mehr ist als nur einfaches symptomorientiertes Nadelsetzen. Gemäß dem Konsensuspapier zur Qualität der Akupunktur der Qualitätsinitiative Akupunktur stehen dabei u. a. die Chinesische Diagnose, die Regulierung der Lebensenergie Qi, der Therapieplan und spezifische Behandlungsmodalitäten im Vordergrund. Für eine Qualitätsakupunktur wurden von der Qualitätsinitiative Akupunktur Leitlinien und Therapiestandards formuliert:

Zu einer qualitativ hochwertigen Akupunktur gehört eine schulmedizinische und eine akupunkturgemäße chinesische Diagnose. Neben der gründlichen Diagnostik mit den Mitteln der westlichen Medizin, besonders der Ausschluß von schwerwiegenden und bösartigen Erkrankungen ist die minuziöse Analyse der Symptomatik nach chinesischen Gesichtspunkten und ihre Einordnung in das System der chinesischen Diagnosekategorien notwendig.

Die chinesische Diagnose beinhaltet spezifische Diagnoseformen, wie die Diagnose von Störungen der Leitbahnen sowie die D iagnose der inneren Störungsmuster, weiterhin auch die Erhebung der Kälte- bzw. Wärmeempfindlichkeiten, Zungendiagnostik u.ä.

Diagnose der oberflächlichen Ebene bei Migräne und Kopfschmerzen Eine chinesischen Diagnose bildet gerade bei chronischen Erkrankungen die essentielle Voraussetzung und ist das grundlegendeFundament einer chinesischen Akupunktur. Für eine chinesischen Diagnose benutzt der Arzt primär seine Sinne, um anhand der Symptome, den gestörten Funktionen von Organen und der äußeren Untersuchung zu einer Diagnose von Störungsmustern der Lebenskraft Qi in den einzelnen Meridianen und Organen zu gelangen. Der ganzheitlichen Betrachtungsweise, sowie dem intuitiven Erfassen von Störungsmustern widmet man große Aufmerksamkeit. Nach traditioneller Vorstellung der chinesischen Medizin sind Kopfschmerzen, also auch Migräne auf Stagnation im Fließen der Lebensenergie Qi sowie im geringen Ausmaß auch des Blutes in den Meridianen dieser Meridianachsen zurückzuführen. Nach Schmerzlokalisation und Schmerzausstrahlung lassen sich drei Hauptgruppen anhand der betroffenen Meridiane herauskristallisieren.

Drei Yang Meridiane beginnen und verlaufen vom Kopf zu den Füßen:

  • der Magenmeridian
  • der Gallenblasenmeridian und
  • der Blasenmeridian.

Sie bilden mit den drei Yang Meridianen der Arme – Dickdarm, Sanjiao und Dünndarm-die Meridianachsen, nach denen drei Kopfschmerzformen anhand der Lokalisationen benannt sind:

  • Yang Ming-Kopfschmerzen (Magen-Dickdarm-Meridian)
  • Shao Yang-Kopfschmerzen (Gallenblase-Sanjiao-Meridian)
  • Tai Yang-Kopfschmerzen (Blase-Dünndarm-Meridian).

Die Shao Yang-Kopfschmerzen im Verlauf des Gallenblasen und Sanjiao Meridians sind mit über 50% die häufigsten.

Diagnose der inneren Ebene

Die chinesische Diagnose auf der Ebene der inneren Organe beschreibt die Qualitäten der Störungen als Störungsmuster die im Westen “chinesische Syndrome” genannt werden. Syndrome in diesem Sinne meint nicht nur die Summe der Symptome, sondern auch ihre energetische Ursache und Interpretation.

Die innere, tiefe Organ-Ebene der Störung, chinesisch Ben, wird als die Ursache und Wurzel der Migräne betrachtet. Die mit über 60% der Fälle häufigsten Störungen innerer Organe bei Migräne sind Leber- und Gallenblasendisharmonie und zwar in erster Linie die Syndrome Aufsteigendes Leber-Yang in Verbindung mit Leber Qi Stagnation. Aufsteigendes Leber Yang ist die häufigste Füllestörung bei Migräne, die gekennzeichnet ist durch sehr intensive, pochende Schmerzen sowie dem Gefühl „der Kopf könnte platzen“ und weiteren typischen Füllesymptomen wie Spannungs- bzw. Füllegefühl im Oberkörper und Kopf. Bei diesem Syndrom werden bei emotionalem Streß Spannungen und Schmerzen im Brust- und Kopfbereich besonders intensiv erlebt. Das Aufsteigendes Leber Yang ist häufig auf dem Boden einer Leber Qi Stagnation zu finden, bei der übermäßige Reizbarkeit sowie unterdrückte Gefühle, Spannungsgefühl im Abdomen bzw. im rechten Oberbauch pathognomonisch sind und meist im Migräneintervall anzutreffen sind. Die Information des Patienten über die Chinesische Diagnose und den Therapieplan sind Voraussetzungen für eine gute Akupunkturbehandlung, gerade auch bei der Notwendigkeit zusätzlicher Therapiemaßnahmen. Der Therapieplan kann zur Unterstützung weitere therapeutische Maßnahmen vorsehen, wie etwa Qi Gong, Tai Ji, Tuina, Moxibustion oder die Anwendung von Ernährungsmedizin bzw. von chinesischen Heilkräutern.

Die Akupunktur ist die zentrale Behandlungsmaßnahme innerhalb einer ganzen Reihe von weiteren therapeutischen Interventionen im Bereich der Chinesischen Medizin. Das Aufsteigendes Leber Yang kann in einer schwereren Form als aufsteigenden Leber Feuer auftreten. Hier sind die Symptome meist intensiver und durch zusätzliches Hitzegefühl im Gesicht bzw. der Augen gekennzeichnet. Diese Füllestörungen der Leber haben eine pathogene Wirkung auch auf andere Organe, hier in erster Linie auf das Milz-Pankreas-System, das bei ausgeprägter Füllestörung der Leber oder bei langem Bestehen der Störung zu einer Schwäche dieses Systems, also zu Milz Qi Schwäche führen kann. Milz Qi Schwäche ist häufig von einer Schleimstagnation des Kopfes begleitet, die zu Konzentrationsstörungen, Benommenheit bzw. dumpf diffusen Empfindungen im Kopf führt. Dieses Störungsmuster ist selten bei Migräne zu finden, häufiger bei Spannungskopfschmerzen oder bei anderen Kopfschmerzformen. Weiterhin können lang bestehende Füllestörungen der Leber zu Schwächestörungen der Niere führen. In erster Linie findet man Nieren Yang Schwäche, hier überwiegend mit urogenitalen Symptomen bzw. Schmerzen und Steifigkeit der Lendenwirbelsäule. Die Nieren Yin Schwäche tritt deutlich seltener auf und ist durch ausgeprägtere Schwächesymtome sowie durch Hitzesymtome an der Oberfläche, wie heiße Hände bzw. Fußsohlen sowie Hitzegefühl am Sternum gekennzeichnet. Leber Blut Schwäche ist bei der Migräne äußerst selten zu diagnostizieren, häufiger bei anderen Kopfschmerzformen meist bei Frauen. Zur Erleichterung der Diagnosestellung sind nach chinesischen Diagnosekriterien eine Reihe von Diagnosefragen an die Patienten zu stellen.

Die folgenden Syndrom-Diagnosen sind bei Migräne und Spannungskopfschmerzen möglich:

Innere Ebenen der Störungen, das Ben:

  • Leber Qi Stagnation
  • Aufsteigendes Leber Yang
  • Aufsteigendes Leber Feuer selten
  • Schleimstagnation
  • Milz Qi Schwäche
  • Leber Blut Schwäche selten
  • Nieren Yin Schwäche selten
  • Nieren Yang Schwäche

Die Chinesischen Konstitutionstypen erkennt man am körperlichen Bau, den Charaktereigenschaften, den Vorlieben und Neigungen, sowie im Verhalten und den vorherrschenden psychischen Reaktionen. Aus dem Erkennen der Konstitutionstypen und deren Einbeziehung in die chinesische Diagnosen erzielt man ein breiteres diagnostisches Fundament, mehr Verständnis für energetische Zusammenhänge und so schließlich auch mehr Wirksamkeit in der Therapie. Die chinesische Medizin kennt nach dem System der fünf Wandlungsphasen fünf Grundeigenschaften von Menschen, die in den Konstitutionstypen zusammengefasst werden.

Im Mittelpunkt der Therapie steht die individuelle Regulierung der gestörten Lebensenergie des Qi der Patienten. Nach erfolgter chinesischer Diagnose werden Therapiestrategien in Form eines Therapieplans im zweiten Schritt formuliert, bei Migräne die in den Kopf aufgestiegene übermäßige Lebensenergie abzuleiten bzw. zu harmonisieren. Bei oft vorkommenden kombinierten chinesischen Syndromen können auch mehrere primäre und sekundäre Therapiestrategien notwendig werden. Aus den Therapiestrategien, die auch Therapie-Intentionen genannte werden, ergeben sich als dritter Schritt einer chinesischen Akupunktur optimale Punktekombinationen für die Akupunkturtherapie, die dann in den einzelnen Akupunktursitzungen genadelt werden. Begleitend werden auch hilfreiche Verhaltensmaßregeln wie z. B. sportliche Betätigung empfohlen oder eine Ernährungsumstellung nach den „chinesischen 5 Elementen“. Bei tief gehenden Organstörungen kann die Gabe von chinesischen Heilkräutern sinnvoll sein.

Angewendet werden meist Körperakupunktur und ergänzend seltener die Ohrakupunktur, unter Berücksichtigung der optimalen Punktekombinationen mit gleichmäßigen Verteilung der Punkte an Kopf, Armen, Beinen und Rumpf. Zusätzliche Maßnahmen können durchgeführt werden, wie etwa Moxibustion, Tuina, Elektrostimulation u. a. Setting der Akupunkturanwendung Im Westen wird Akupunktur in der Regel 2 mal wöchentlich angewendet. Bei schweren Schmerzzuständen, z. B. Trigeminusneuralgie, oder bei akuten Erkrankungen mit schwerwiegender Symptomatik, wo ein Heilerfolg besonders dringend geboten erscheint, wird in der ersten Behandlungswoche 3- bis 4 Mal behandelt.

Zum Abschluss einer Behandlungsserie wird in den letzten Wochen nur einmal wöchentlich therapiert, um die Behandlung langsam “ausschleichen” zu lassen. Einmal wöchentliche Anwendung der Akupunktur zu Beginn der Therapie wird als nicht ausreichend erachtet. In China wird Akupunktur meist täglich angewendet oder auch 2 bis 4 Mal pro Woche. Die Anwendung der Akupunktur erfolgt in Serien von 10 – 12 Behandlungen in einem Zeitraum von etwa 5 – 7 Wochen. Die Länge der dann folgenden Behandlungspausen ist abhängig von der Symptomatik in dieser Zeit, sind sie schwerwiegend und nur geringfügig verändert, sollte die Behandlungspause nicht länger als 7 – 10 Tage betragen, bei deutlicher Linderung wird erst nach 2 – 3 Wochen weiterbehandelt. Anhand der Besserung der Symptomatik in dieser Behandlungspause wird über die Fortsetzung der Therapie in einer 2. Akupunkturserie entschieden; tritt eine deutliche Linderung der Beschwerden auf, wird einmal wöchentlich weiterbehandelt, ist die Besserung jedoch nicht ausgeprägt oder treten keine wesentlichen Veränderungen auf, wird eine 2. Serie mit 2 Behandlungen pro Woche, ähnlich der ersten Serie, durchgeführt.

Wenn der Therapieverlauf oder die Schwere der Behandlung es erforderlich macht, sind in seltenen Fällen weitere Behandlungsserien erforderlich. 3-4 Monate nach Abschluss der Behandlung sind zur Auffrischung 2-4 Akupunktursitzungen zu empfehlen, die zur Stabilisierung des Heilerfolges beitragen. Bei erneutem Auftreten der Erkrankung nach Monaten oder Jahren, sollte frühzeitig mit einer erneuten Akupunkturbehandlung begonnen werden, die in der Regel deutlich kürzer ist als der erste Behandlungszyklus.

Bei der Nadelung sind zu beachten:

Exaktes Aufsuchen von lokalen druckempfindlichen Punkten, die Nadelung mit beruhigender oder anregender Nadelstimulation und die Nadelstimulation mit Hervorrufen eines akupunkturspezifischen „De Qi-Gefühls“. Der Einstich der Akupunkturnadeln führt zu einem kurzzeitigen Einstichschmerz, der meist hell und oberflächlich empfunden wird. Nach dem Nadeln der Akupunkturpunkte empfindet man häufig ein Schwere- und Druckgefühl an den Einstichstellen, das von den Chinesen De Qi Gefühl genannt wird. Selten tritt auch ein Gefühl einer leichten Elektrisierung auf. Dieses „Nadelgefühl“ kann unterschiedlich stark empfunden werden. Nachdem die Nadeln für einige Minuten liegen, entspannt sich der Körper. Arme und Beine fühlen sich oft schwerer an. Es tritt ein Gefühl stärkerer körperlicher Präsenz auf. Häufig beginnt man, die Bewegung der Lebensenergie im Körper in Form eines Gefühls des Fließens wahrzunehmen.

Zunächst ist dieses Fließen sehr zart, dann wird es meist langsam, nach einigen Sitzungen immer stärker und stärker. Am Anfang fließt es meist im Kopf von der Schädeldecke nach unten in den Hals und in den Brustkorb hinein. Später wird der Fluß auch in dem unteren Teil des Körpers deutlicher. Man verspürt ein Strömen der Lebensenergie vom Kopf über den Brustkorb, Bauchraum, Becken in die Beine und schließlich in die Füße. In manchen Fällen kommt es auch zu einem aufwärts gerichteten Fließen. Während der Akupunktur richtet man die Aufmerksamkeit nach innen und beobachtet den Gesamtfluß.

An der Schädeldecke liegt ein wichtiges Energiezentrum, von den Indern Kronenchakra genannt, das für die Energien im Körper von großer Bedeutung ist. Die Aufmerksamkeit sollte immer wieder zu dieser Stelle zurückkommen, wo man häufig den Beginn des Fließens bemerkt. Immer wieder entspannt man sich während des Liegens der Akupunkturnadeln, indem man sich fallen läßt und nichts mehr „festhält“. Man sollte immer wieder alles loslassen und sich dadurch immer mehr entspannen. Auch eine tiefe ruhige Atmung, in den Brustkorb hinein, mit einer längeren Phase der Ausatmung, bei der man alle Spannung losläßt, kann von entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg sein.

Die tiefe Atmung bringt vermehrt Sauerstoff und damit vermehrte Energie in den Körper. Die verlängerte Ausatmung löst Spannungen und führt zu einer Verbesserung des Energieflusses durch den Körper. Wenn Spannungen sich lösen, können körperliche Empfindungen wie Zittern, Kribbeln, Kälte- oder Wärmegefühle, Schwindel auftreten aber auch Gefühle wie Wut, Unruhe, Traurigkeit oder Angst werden empfunden. Diese Empfindungen und Gefühle sind Ausdruck der Klärung der Spannungen und Blockaden, die oft der Krankheit zugrunde liegen.

Gedanken können während der Akupunktur immer wieder aufkommen, man sollte nicht über deren Inhalte nachdenken, sich auch nicht auf bestimmte Gedankeninhalte konzentrieren, sondern die Gedanken wie einen Film vorbeiziehen lassen.

Die Information des Patienten über die Chinesische Diagnose und den Therapieplan sind Voraussetzungen für eine gute Akupunkturbehandlung, gerade auch bei der Notwendigkeit zusätzlicher Therapiemaßnahmen. Der Therapieplan kann zur Unterstützung weitere therapeutische Maßnahmen vorsehen, wie etwa Qi Gong, Tai Ji, Tuina, Moxibustion oder die Anwendung von Ernährungsmedizin bzw. von chinesischen Heilkräutern. Die Akupunktur ist die zentrale Behandlungsmaßnahme innerhalb einer ganzen Reihe von weiteren therapeutischen Interventionen im Bereich der Chinesischen Medizin. Das Qualitätssiegel der Qualitätsinitiative Akupunktur.

Die Qualitätsinitiative Akupunktur hat ein Qualitätssiegel geschaffen, das an Akupunktur-Ärzte vergeben wird, deren Ausbildung, Wissen und Erfahrung höchsten Qualitätsstandards genügen. Mit diesem Qualitätssiegel signalisieren Ärzte, dass ihre Akupunktur mehr ist als nur einfaches rezeptartiges „Nadelsetzen am Fließband“. Patienten erkennen am Qualitätssiegel, dass sie sich in erfahrene und kompetente Hände begeben, die sie individuell behandeln. Das Qualitätssiegel: Daran erkennen Patienten einen guten Akupunktur-Arzt.

Chinesische Akupunktur ist eine Kunst

Akupunktur ist eine medizinische Kunst, die in China vom Lehrer an den Schüler weitergegeben wurde. Sie ist ein Teilgebiet eines ganzheitlichen Medizinsystems, das die Vorstellung einer fließenden Lebenskraft in den Mittelpunkt stellt, deren Störungen Gesundheitsstörungen und Krankheiten verursachen. Ein guter Künstler braucht nicht nur die Farbe und einen geübten Pinselstrich für ein gutes Kunstwerk. Intuition und Inspiration ist neben einer gut erlernten Technik essentiell. Voraussetzung ist hier zunächst die Anleitung durch einen erfahrenen Akupunkturpraktiker. Chirurgie ist auch nicht aus dem besten Lehrbuch oder aus guten Vorlesungen zu erlernen, sondern wird von einem erfahrenen chirurgischen Lehrer vermittelt. Um das intuitive Erfassen von energetischen Störungsmustern zu erlernen sind deutlich mehr als 200 Stunden Ausbildungsdauer erforderlich. Westliche Form der Akupunktur

Neben der chinesische Akupunktur, praktiziert die Mehrzahl der Ärzte eine westlichte Form der Akupunktur. Diese geht in erster Linie von westlichen Diagnosen aus und von Krankheitskonzepten der westlichen Medizin, wie sie in der Anwendung von Medikamenten üblich sind. Rezeptartige Punktekombinationen stehen ganz im Vordergrund, ohne Berücksichtigung der den Erkrankungen zugrundeliegenden energetischen Störungsmustern. Bei Schmerzen werden z.B. statt dem Medikament Aspirin oder Diclophenac, schmerzlindernde Punkte wie Dickdarm 4 oder Magen 44 genadelt. Gerade bei chronischen Erkrankungen ist diese westlich symptomatische Akupunktur weniger wirksam, da sie die zugrundeliegenden Störungsgegebenheiten, also die chinesische Diagnose nicht berücksichtigt. Diese Form der Akupunkturanwendung führt nicht zu dauerhafter Besserung oder zur Heilung. Sie zeigt lediglich eine kurzzeitige Linderung der Symptome, ähnlich wie Diclophenac auch nur kurz wirkt und immer wieder neu eingenommen werden Akupunkturausbildung

Die Anwendung einer Qualitätsakupunktur nach den Regeln der Kunst erfordert eine umfangreiche Akupunkturausbildung, die „Vollausbildung“ genannt wird und mindestens 350 Unterrichtsstunden umfasst. Westliche Akupunktur wird in der Regel von Ärzten mit einer „Grundausbildung Akupunktur“ von 140 Stunden Ausbildungszeit praktiziert.

Literatur zur weiteren Patienteninformation :
Gabriel Stux (1996) Akupunktur: Grundlagen – Techniken – Anwendungsgebiete.
ISBN 3-406-41045-6, C. H. Beck Verlag, München
Zur Qualitätsakupunktur finden Sie nützliche Informationen unter www.Akupunktur-Qualitaet.info

Weiterführende Literatur
Pomeranz B, Stux G (1989) Scientific Bases of Acupuncture. Springer, Berlin Heidelberg New York Pomeranz B (2003) Wissenschaftliche Grundlagen der Akupunktur.
In: Stux G, Stiller N, Pomeranz B (2003) Akupunktur – Lehrbuch und Atlas. 6. Auflage, Springer, Berlin Heidelberg New York
Stux G (2003) Einführung in die Akupunktur. 6. Auflage, Springer, Berlin Heidelberg New York
Stux G (1995) Kompetente Akupunkturtherapie. Therapiewoche 5: 268-270
Stux G (1996) Standards zur klinischen Anwendung der Akupunktur. Therapiewoche 11: 594-595
Dr. Gabriel Stux Akupunktur Centrum