Diagnose und Therapie in der Chinesischen Medizin

von Gabriel Stux

„Rastlose Beine” gehören mit einer Häufigkeit von 7-10 % zu den häufigsten neurologischen Krankheitsbildern und sind eine wesentliche Ursache für Schlafstörungen. RLS tritt häufiger auf als Parkinson, Migräne oder Diabetes. Lilo Habersack von der Deutschen Restless Legs Vereinigung e.V. spricht von einer Volkskrankheit. Die FAZ-Sonntagszeitung vom 24. August 2003 widmet diesem Thema eine ganze Seite im Wissenschaftsteil. Aus der wir zunächst zitieren werden:

„… Es ist ein Reißen, Kribbeln, Beißen, Brennen, Prickeln, Jucken, Ziehen, Stechen in Beinen oder Armen, das sich immer dann einstellt, wenn man zur Ruhe kommen will. … RLS macht jede Entspannung unmöglich. Wer daran leidet, ermattet körperlich und geistig. Eine Belastungsprobe für die Partnerschaft. … Begleitet werden die Symptome von einer innerlichen Hitze, als ob sie zu scharfen Chili gegessen hätten. … Es ist nicht nur die Hitze, die sie zur Verzweiflung treibt: ,Bei einem Anfall rast das Herz. Eine Unruhe, von der der ganze Körper erfasst wird.‘ …”

Als Ursache für die primäre – oder idiopathische – Form der Krankheit wird ein Gendefekt vermutet, der allerdings noch nicht näher erforscht ist. …“ Brigitte Kurella, Oberärztin vom Schlaflabor des Krankenhauses Berlin-Hellersdorf sagt zur Ursache: „… RLS ist sehr schwer zu erforschen, da sich der Defekt im Gehirn befindet, wodurch zentrale Botenstoffe nicht transportiert werden. Das ist eine Ebene, die schlecht zu analysieren ist. … Sicher ist nur, dass es eine primäre, also vererbte, Variante gibt und eine sekundäre, erworbene, die als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auftritt. Ein Erklärungsansatz für die sekundäre Form macht eine Störung der Übertragung des Botenstoffes Dopamin im Gehirn verantwortlich, sagt Heike Benes von der Neurologischen Klinik Schwerin: ,Auslöser können Nierenschäden, Schwangerschaften, Schilddrüsenfunktionsstörungen, rheumatische Arthritis, Hormonstörungen und Eisenmangel sein‘, besonders schwer treffe es Dialysepatienten, von denen zwischen 20 und 40 Prozent an RLS litten. …”

Deutsche Restless Legs Vereinigung e.V., Schillerstraße 3a, 80336 München.
Telefon: 089 55028880, E-Mail: RLS_ev -at- t-online -PUNKT- de, www.restless-legs.org

Diagnose und Therapie der Chinesischen Medizin

Die Analyse der Symptomatik des Restless-Legs-Syndroms nach Kriterien der traditionellen chinesischen Medizin weist auf eindeutige Zeichen und Symptome einer Yang-Fülle- bzw. Feuer-Störung sowohl der Leber als auch des Herzens. Die Grundlage dieser Füllestörung ist in einer meist eher verborgenen Yin-Schwäche-Störung zu finden.

Typische Symptome einer Schwäche des Yin sind:

  • Ausgeprägte Blässe mit glanzloser Haut
  • Extreme Müdigkeit, starkes Erschöpfungsgefühl, deutliches Krankheitsgefühl
  • Wärme bzw. Hitze an den Handflächen und Fußsohlen oder in anderen Teilen des Körpers, rote Wangen,
  • Innere Unruhe, Rastlosigkeit , Nervosität, Schlafstörungen
  • Diffuse Ängstlichkeit
  • Nachtschweiß, spontanes Schwitzen bei geringfügiger Tätigkeit
  • Wundes Gefühl in der Lendengegend mit oder ohne LWS-Schmerzen, Schwächegefühl in der LWS
  • Taubheitsgefühle, polyneuropathische Symptomatik mit Taubheit, Kribbeln, Missempfindungen
  • Mundtrockenheit, trockene Schleimhäute, viel Durst
  • Vergesslichkeit
  • Ohrgeräusche, Schwindel
  • Konzentrierter Urin

Chinesische Diagnose:

Yang-Fülle- bzw. Feuer-Störung des Herzens und der Leber Yin-Schwäche-Störung meist der Niere, selten zusätzlich auch der Leber Empty-Fire ist der englische Terminus für dieses Störungsmuster. Das Therapieprinzip, also die Therapiestrategie, ist das Nähren des geschwächten Yin und das Harmonisieren des Yang. Kombinierte Störungsmuster mit Yin-Schwäche und Yang-Fülle sind allein mit Akupunktur nicht ausreichend gut zu behandeln. Zusätzlich sind in der Therapie Ernährungsumstellung, Heilkräuter sowie Qi Gong bzw. Tai Ji Juan sehr wirkungsvoll. Bei Anwendung eines breiten Therapiespektrums erzielt man ein deutliches Stärkerwerden des Yin, das mit regelmäßigen Atemübungen des Patienten unterstützt werden kann. Eine deutliche Besserung tritt meist nach 4-6 Wochen auf.

Therapeutische Möglichkeiten bei Schwäche des Yin:

Viel Ruhe, ausreichender Schlaf, weniger berufliche oder private Anspannungen bzw. Tätigkeiten. Auch ausgewogene Ernährung nach den 5 Elementen und viel Ruhe beim Essen sind von großem therapeutischem Wert. Stilles Qi-Gong mit Betonung des unteren Dan Tian wirkt auch Yin-nährend In der Therapie stehen Heilkräuter (z. B. Reishi, also Ganoderma lucidum) im Vordergrund Ling Zhi ist der chinesische Name für Genoderma lucidum, Reishi der japanische Name, unter dem dieser Pilz im Westen bekannt geworden ist. Genoderma lucidum, bei uns wegen seines Aussehens Lackporling genannt, kommt in Europa in Auenwäldern, Hainbuchenwäldern und in trockenen Eichenwäldern vor. Ling Zhi bedeutet im Chinesischen Geistpflanze und wird auch „Pflanze der Unsterblichkeit” genannt. In Asien wird Reishi auch als Talisman von vielen Menschen benutzt. Reishi nährt das Yin der inneren Zang-Organe, also ihre Struktur.

Das NADA-Programm, von Michael O. Smith ursprünglich für die Therapie von Drogensüchtigen entwickelt, stärkt das Yin sehr effektiv und ist einfach in der Anwendung.

Die wichtigen Punkte hier sind:

  • Ohrpunkt 55 Shenmen
  • Ohrpunkt 51 Vegetativum wird tief in der Rinne unter dem Crus antehelicis inferius in Richtung Helix genadelt
  • Ohrpunkt 101 Lunge
  • Ohrpunkt 95 Niere

Bei der Akupunkturtherapie der Yin Schwäche stehen Yin-nährende Punkte wie Ni. 3 Taixi, Ren 4 Guanyuan im Vordergrund.

Zur Stärkung des Yin ist eine umfangreiche Therapie indiziert, die im Setting ähnlich einer Tagesklinik für mehrere Wochen verlaufen sollte.

Dr. med. Gabriel Stux, Akupunktur Centrum