von Gabriel Stux

Bei verschiedenen Formen von Ohrgeräuschen zeigt die Akupunkturtherapie oft eine erstaunlich gute Wirksamkeit. Gerade wenn frühere medikamentöse Therapieversuche und Infusionen keine Wirkung zeigten, ist die Akupunktur wegen Ihrer guten Wirksamkeit indiziert. Nach chinesischer Vorstellung liegt bei Tinnitus eine Füllestörung der Leber in Form eines „Aufsteigenden Leber-Yang oder Leber-Feuers” vor und oft auch eine zugrundeliegende Schwächestörung des Nierensystems, häufig auch des Nieren-Yin. Die Nierenschwäche kann auch in Verbindung mit einer Schwäche des Lungen-Qi bestehen. In seltenen Fällen findet man bei Tinnitus eine Schwächestörung des Milz-Pankreas begleitet von Schleim, die den Kopf befällt oder eine Schwäche des Leber- oder Herz-Blutes. Auch eine Dysharmonie zwischen Niere und Herz auf dem Boden einer Nierenschwäche kann nach chinesischer Vorstellung vorliegen.

Bei einer Füllestörung behandelt man sedierend mit kräftiger Nadelstimulation, während bei der Nierenschwäche Moxibustion, d. h. das zusätzliche Anwärmen von Akupunkturpunkten, wirksam ist. Mit Hilfe der intensiven Akupunkturtherapie erzielt man in der Regel nach 15-20 Behandlungen eine deutliche Reduzierung der Ohrgeräusche. Auch eine Harmonisierung des gesamten Energiesystems des Patienten ist meist frühzeitig erreicht. Therapeutische Möglichkeiten bei Schwäche des Yin:

Viel Ruhe, ausreichender Schlaf, weniger berufliche oder private Anspannungen bzw. Tätigkeiten. Auch ausgewogene Ernährung nach den 5 Elementen und viel Ruhe beim Essen sind von großem therapeutischem Wert. Stilles Qi-Gong mit Betonung des unteren Dan Tian wirkt auch Yin-nährend In der Therapie stehen Heilkräuter (z. B. Reishi, also Ganoderma lucidum) im Vordergrund Ling Zhi ist der chinesische Name für Genoderma lucidum, Reishi der japanische Name, unter dem dieser Pilz im Westen bekannt geworden ist. Genoderma lucidum, bei uns wegen seines Aussehens Lackporling genannt, kommt in Europa in Auenwäldern, Hainbuchenwäldern und in trockenen Eichenwäldern vor. Ling Zhi bedeutet im Chinesischen Geistpflanze und wird auch „Pflanze der Unsterblichkeit“ genannt. In Asien wird Reishi auch als Talisman von vielen Menschen benutzt. Reishi nährt das Yin der inneren Zang-Organe, also ihre Struktur.

Das NADA-Programm, von Michael O. Smith ursprünglich für die Therapie von Drogensüchtigen entwickelt, stärkt das Yin sehr effektiv und ist einfach in der Anwendung.

Die wichtigen Punkte hier sind:

  • Ohrpunkt 55 Shenmen
  • Ohrpunkt 51 Vegetativum wird tief in der Rinne unter dem Crus antehelicis inferius in
  • Richtung Helix genadelt
  • Ohrpunkt 101 Lunge
  • Ohrpunkt 95 Niere

Bei der Akupunkturtherapie der Yin-Schwäche stehen Yin-nährende Punkte wie Ni. 3 Taixi, Ren 4 Guanyuan im Vordergrund.

Schwindel, M. Ménière, Reisekrankheit

Bei verschiedenen Formen von Schwindel ist die Akupunktur oft wirksam. Nach chinesischer Vorstellung liegt hier eine Füllestörung der Leber in Form eines „Aufsteigenden Leber-Yang” vor, seltener auch mit Leber-Wind -Beteiligung, oft auch begleitet von einer „Schleimstörung” des Kopfes mit Benommenheit und Konzentrationsstörung auf dem Boden einer Schwäche des Milz-Pankreas.

Im Alter und bei massiver Erschöpfung der Lebenskräfte diagnostiziert man eine Schwäche des Nieren-Yin, eine deutliche Erschöpfung der „Substanz“ des Patienten. Bei anderen Schwindelformen sind die Störungen weniger tiefgreifend und durch Fülle der Leber bzw. des Herzens bei Labilität bzw. Schwäche der Niere gekennzeichnet. Bei leichtem Schwindel kann auch eine kurzzeitige Schwäche des Qi und des Blutes vorliegen. Die Therapie ist vielfältig und sollte auch die Ernährungsberatung nach den 5 Elementen einschließen.

Weitere Informationen in
Akupunktur: Grundlagen – Techniken – Anwendungsgebiete von Stux G (1996)
Beck’sche Reihe Wissen, Verlag C.H. Beck München
Dr. med. Gabriel Stux, Akupunktur Centrum