Lebenskraft, Lebensenergie, Qi
Im Mittelpunkt des chinesischen Denkens über die Natur steht die Vorstellung einer universellen Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, Qi auf chinesisch. Diese Lebenskraft, Grundlage allen Lebens, bildet die Basis der chinesischen Naturbeschreibung von der Antike bis zur Neuzeit.
Für die Chinesen ist Qi die allem Lebendigen innewohnende Lebenskraft der Natur. Qi ist Leben, ständig in Bewegung, fließend, Veränderungen hervorbringend. Jede Verlangsamung oder Stagnation des Fließens bedeutet Störung der Lebensvorgänge.
Das chinesische Konzept der Lebensenergie geht über die westlich physikalische Energievorstellung weit hinaus. Die Übersetzung von Qi als „Energie“ ist wenig befriedigend, da unser Energiebegriff in erster Linie von der Physik geprägt ist. Der Atomphysiker David Bohm versteht die Lebensenergie als „Quantenpotential“, d.h. als eine „höhere“ Quantenqualität, die jeder Materie innewohnt und jenseits von Raum und Zeit existent ist. Diese abstrakt-physikalisch quantenmechanische Erklärung bringt uns dem biologisch-medizinischen Verständnis des Phänomens Qi nicht näher.
Für die Chinesen gibt es keine direkte Definition des Qi. Die ständig fließende und sich wandelnde Lebensenergie Qi kann nur umschrieben werden und ist aus ihren Wirkungen und Funktionen zu erfassen. Das kosmische Qi fließt nach chinesischer Auffassung überall in der Natur, z.B. im Wind oder im Wasser der Flüsse. Im menschlichen Körper sammelt sich Qi in den Organen, deren Funktionen sie hervorbringt. Die Lebensenergie Qi fließt auch in Bahnen, die die Oberfläche und die Peripherie des Körpers nähren und chinesisch Jing heißen. Jing bedeutet „durchfließen“ oder „Kanal“. Diese „Qi-Kanäle“ wurden von den Europäern aufgrund ihrer polaren Anordnung im Körper mit dem Meridiansystem der Erde verglichen und folglich „Meridiane“ genannt.
Die Lebensenergie kommt aus drei „Quellen“ in den menschlichen Körper:
Im Mittelpunkt des chinesischen Denkens über die Natur steht die Vorstellung einer universellen Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, Qi auf chinesisch. Diese Lebenskraft, Grundlage allen Lebens, bildet die Basis der chinesischen Naturbeschreibung von der Antike bis zur Neuzeit.
Für die Chinesen ist Qi die allem Lebendigen innewohnende Lebenskraft der Natur. Qi ist Leben, ständig in Bewegung, fließend, Veränderungen hervorbringend. Jede Verlangsamung oder Stagnation des Fließens bedeutet Störung der Lebensvorgänge.
Das chinesische Konzept der Lebensenergie geht über die westlich physikalische Energievorstellung weit hinaus. Die Übersetzung von Qi als „Energie“ ist wenig befriedigend, da unser Energiebegriff in erster Linie von der Physik geprägt ist. Der Atomphysiker David Bohm versteht die Lebensenergie als „Quantenpotential“, d.h. als eine „höhere“ Quantenqualität, die jeder Materie innewohnt und jenseits von Raum und Zeit existent ist. Diese abstrakt-physikalisch quantenmechanische Erklärung bringt uns dem biologisch-medizinischen Verständnis des Phänomens Qi nicht näher.
Für die Chinesen gibt es keine direkte Definition des Qi. Die ständig fließende und sich wandelnde Lebensenergie Qi kann nur umschrieben werden und ist aus ihren Wirkungen und Funktionen zu erfassen. Das kosmische Qi fließt nach chinesischer Auffassung überall in der Natur, z.B. im Wind oder im Wasser der Flüsse. Im menschlichen Körper sammelt sich Qi in den Organen, deren Funktionen sie hervorbringt. Die Lebensenergie Qi fließt auch in Bahnen, die die Oberfläche und die Peripherie des Körpers nähren und chinesisch Jing heißen. Jing bedeutet „durchfließen“ oder „Kanal“. Diese „Qi-Kanäle“ wurden von den Europäern aufgrund ihrer polaren Anordnung im Körper mit dem Meridiansystem der Erde verglichen und folglich „Meridiane“ genannt.
Die Lebensenergie Qi erfüllt im Körper wichtige Funktionen:
Sie ist die Quelle der Bewegungen, nicht nur der willkürlichen, sondern auch der unwillkürlichen Bewegungsvorgänge der Atmung, des Blutkreislaufes und der Därme. Eine der wichtigen Aufgaben von Qi ist auch die Erzeugung von Wärme im Körper, an der man Störungen leicht ablesen kann. Die psychische Aktivität und Vitalität, das Bewußtsein, die Aufmerksamkeit und das Denken, sind ebenfalls Ausdruck des Qi und werden Shen genannt. Shen wird meist mit „Geist“ übersetzt. Eine weitere Funktion von Qi ist die Verdauung und die Umwandlung von Nahrung in Blut und andere Körpersäfte. Mit Hilfe von Qi sondert der Körper die giftigen Abfallprodukte aus und führt sie zur Ausscheidung. Diese Funktion schließt die Speicherung von wichtigen Nährstoffen ein. Daneben hat Qi die Aufgabe, den Körper vor äußeren schädlichen Einwirkungen, z.B. vor krankmachenden Wettereinflüssen, zu schützen. Das „Schutz-Qi“ wird von den Chinesen Wei-Qi genannt und konzentriert sich hauptsächlich an der Oberfläche des Körpers in der Haut. Es fließt aber auch zwischen der Muskulatur und der Haut, in der Peripherie des Körpers, und in den Außenschichten der Körperhöhlen. Diese Schutzfunktion ist besonders wichtig in der Prophylaxe von Krankheiten. Ähnlich wie in der chinesischen Medizin gibt es auch in der indischen Heilkunde seit über 2000 Jahren die Vorstellung einer universellen Lebenskraft, Prana oder Kundalini genannt, die über den Atem aufgenommen wird, Funktionen im lebenden Körper hervorbringt und mit Hilfe von Atemübungen, Pranayama, beeinflußt werden kann. Das indische Yoga ist auf diesen Vorstellungen aufgebaut.
Auf ähnlichen Konzepten beruht auch die Medizin der Indios in Mittel- und Südamerika. In 97 Kulturen finden sich Vorstellungen einer dem Leben zugrundeliegenden Lebenskraft, die für die Lebensvorgänge und für die Entstehung von Krankheiten von Bedeutung ist.
Auch im Westen gab es bis vor ca. 100 Jahren, z.B. in der Medizin der Romantik, die Vorstellung einer Lebenskraft, die Christoph Wilhelm Hufeland in seinem Hauptwerk „Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“ beschreibt.
Für uns im Westen stellt sich die Frage, wie diese von den Chinesen bereits in der Antike beschriebene Lebenskraft, die im Mittelpunkt von Theorie und Praxis der chinesischen Medizin steht, heute zu verstehen und direkt zu erfahren ist. Durch die Qi Gong genannten Atem- und Meditationsübungen läßt das Qi sich erspüren, und zwar als Fließen im Körper oder als eine Art Ladung, z.B. in den Händen. Das Fühlen der Lebensenergie ist für sensible und bewußte Menschen auch im Westen leicht zu erlernen.
Weiterhin ist Qi mit Hilfe der Nadelung bei der Akupunkturtherapie direkt erfahrbar. So rufen das Legen der Nadeln und ihre manuelle Stimulation eine bestimmte Empfindung der Schwere, des Kribbelns, oder eine Art Elektrisierung hervor. Diese Wahrnehmungen werden von den Chinesen als Ausdruck der Bewegung des Qi gewertet und De Qi genannt.
Richtet der Patient seine Aufmerksamkeit auf einen erkrankten Körperbereich, z.B. einen Kopfschmerzbezirk, in dem einige Akupunkturnadeln liegen, so verspürt er oft ein Fließen in dieser Region, durch das die Schmerzen als Ausdruck der Blockade langsam abnehmen. Viele Patienten empfinden ein „Wegfließen“ des Schmerzes. Durch das bewußte Fokussieren der Aufmerksamkeit auf diese Empfindungen wird das Fließen des Qi verstärkt und so der Heilungsprozeß beschleunigt.
In den vergangenen Jahren hat sich vor allem in Amerika aus traditionellen Heilsystemen eine neue Therapierichtung entwickelt, Energiemedizin genannt, die die verschiedenen Vorstellungen einer universellen Lebenskraft in den Mittelpunkt ihrer Diagnostik und Therapie stellt. Die Energiemedizin beruht im Wesentlichen auf dem direkten Umgang mit der Lebensenergie. Mehr dazu im Therapiekapitel.
Durch Verfeinerung der Sensibilität und Entwicklung der Intuition gelingt es dem Therapeuten, Störungen der Energie, z.B. Energieblockaden, direkt wahrzunehmen. Parallel zum diagnostischen Auffinden von Energiestörungen ermöglichen neben der Akupunktur verschiedene bewußte „Energietherapiemethoden“ das Transformieren bzw. das Auflösen der Störungen und damit das Wiederherstellen des harmonischen Fließens der Lebensenergie.
Die Wurzeln: Tao, Yin und Yang
Die traditionelle chinesische Medizin hat ihre wesentlichen Wurzeln in den naturphilosophischen Vorstellungen des Taoismus, einer Philosophie, die Laotse 500 v.u.Z. begründete.
Der Wandel der Natur wurde von den Chinesen nicht als das Werk eines göttlichen Schöpfers betrachtet, sondern als Ausdruck der inneren Gesetzmäßigkeit der Natur, die Tao („Dao“ gelesen) genannt wurde. Das Tao, das oberste Naturprinzip, das Weltgesetz, wird von Laotse im Tao Te King beschrieben. In den zahlreichen Übersetzungen des Tao Te King wird Tao als „Sinn“, „Weg“, „Bahn“, „Das Eine“ wiedergegeben.
Das Tao, die schöpferische Urkraft der Natur, erzeugt das polare Spannungsfeld der Kräfte zwischen Yin und Yang (Yin wird „In“ gelesen, Yang wie „Jang“). Aus diesem Spannungsfeld der komplementären Yin- und Yang-Kräfte entstehen alle Dinge, auch die Lebenskraft Qi, die Grundlage allen Lebens. Tao als das unmanifestierte schöpferische Urprinzip der Natur ist die Basis aller dynamischen Wandlung und aller Lebensvorgänge.
Neben der Vorstellung vom Tao spielt das polare und komplementäre Yin-Yang-System eine grundlegende Rolle in der chinesischen Naturbeschreibung der Antike und damit auch für die zu jener Zeit entstandene chinesische Medizin. Das Tao bringt im Wechselspiel der komplementären Kräfte Yin und Yang die Lebensenergie Qi hervor.
Die ursprüngliche Bedeutung von Yang, die sich im entsprechenden altchinesischen Schriftzeichen spiegelt, ist die sonnige Seite des Hügels, während Yin die Schattenseite symbolisiert. Der Himmel ist Yang, die Erde Yin, männlich ist Yang, weiblich Yin, warm ist Yang, kalt ist Yin, aktiv Yang, passiv Yin. Alle Gegensatzpaare der Natur werden so dieser Yin-Yang-Polarität zugeordnet.
Im dynamischen Wechselspiel ergänzen sich Yin und Yang in unaufhörlichen Prozessen der Umwandlung und führen zur Harmonie der Ganzheit. Es gibt kein Yin ohne Yang, beide Kräfte gehören unabdingbar zur Ganzheit, die im Chinesischen Taiqi heißt.
Gerade in der Medizin ist dieses polare System bei der Beschreibung von Lebensvorgängen im menschlichen Körper und deren Störungen von großer Bedeutung.
Neben dem Yin-Yang-System, das dem Verständnis polarer Vorgänge diente, wurde im 3. vorchristlichen Jahrhundert das System der „5 Wandlungsphasen“ zur Kategorisierung von phasisch ablaufenden Vorgängen eingeführt. Bei dieser Lehre handelt es sich um ein Entsprechungssystem, in dem physische Abläufe oder Phänomene in 5 „Wandlungsphasen“ eingeordnet werden. Die Methode trug zur Vereinheitlichung des antiken naturphilosophischen Weltbildes bei. Von der traditionellen chinesischen Medizin wurden verschiedenste Naturvorgänge und prozeßhafte Abläufe in dieses System von 5 abstrakten Grundfaktoren eingeordnet. Die fünf Wandlungsphasen sind Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Diese fünf Grundfaktoren stehen in einer innigen Wechselbeziehung der gegenseitigen Hervorbringung oder Förderung, wie auch der Hemmung bzw. Kontrolle zueinander.
Viele medizinische Gegebenheiten und Vorgänge, z.B. die Funktion von inneren Organen, Geweben und Sinnesorganen, der Einfluß von Wetterfaktoren usw., lassen sich den fünf Wandlungsphasen zuordnen.
Die Grundlagen der chinesischen Medizin wurden 200 Jahre v.u.Z. in der klassischen Schrift des Huang Di Nei Jing ausführlich dargestellt. Dieses „Lehrbuch der physischen Medizin des Gelben Kaisers“ ist in Form eines Dialogs zwischen Huang Di, dem Gelben Kaiser, und seinem Arzt Chi Po abgefaßt. Hier finden sich bereits die wichtigen Vorstell
Wesen und Ursache von Krankheiten
Nach chinesischer Vorstellung beruhen die meisten Erkrankungen auf Störungen des harmonischen Fließens der Lebensenergie Qi. Entweder liegt eine Fülle (d.h. Überfülle) oder eine Schwäche der Lebensenergie in den Organsystemen und Meridianen vor. Auch eine Stagnation bzw. Blockade des Qi in den Meridianen ist möglich.
Eine Schwäche des Qi nennt man Schwächestörung oder auch Leerestörung, chinesisch Xu, sie führt zu einer unzureichenden Funktion der entsprechenden Organe. Dann ist z.B. die Verdauungstätigkeit des Darms unvollständig. Unverdaute Nahrung wird ausgeschieden. Da die Lebensenergie als dynamische Kraft den Funktionen der Yang-Polarität entspricht, wird eine Schwäche des Qi als Yin-Zustand bezeichnet. Liegt eine allgemeine Schwäche der Lebensenergie im Körper vor, treten vielfältige Schwächesymptome auf wie Müdigkeit, verminderte Aktivität, Blässe, kalte Hände und Füße, übermäßiges Frieren, niedriger Blutdruck. Auch depressive Stimmungslage mit Energielosigkeit und Antriebsmangel sind Ausdruck der Schwäche der Lebensenergie Qi: Besonders im Alter sind Schwächestörungen besonders wie auch degenerative Erkrankungen häufig. Die Therapie der Wahl in der chinesischen Medizin für Schwächestörungen ist die Moxibustion, das Anwärmen von Akupunkturpunkten, aber auch tonisierende Nadelung, Heilkäuteranwendung, Ernährungstherapie und Qi Gong.
Eine Fülle (d.h. Überfülle) der Lebensenergie, chinesisch Shi, ist die zweite wichtige Störung von Qi. Man spricht hier von einem Yang-Zustand, der zu einer überschießenden Funktion der entsprechenden Organsysteme führt.
Wichtige Symptome bei Füllestörungen sind Fülle- und Spannungsgefühl, Blutfülle, Rötung, akuter, stechender oder krampfartiger Schmerz. Innere Unruhe, Nervosität, Übererregung sind die psychischen Auswirkungen der Überfülle von Qi. Hitze als Hauptsymptom der Füllestörung kann z.B. auf ein Gelenk beschränkt sein oder sich in Form von Fieber im ganzen Körper äußern.
Bei Stagnation oder Blockade der Lebensenergie kommt es zu Stauungen im harmonischen Fließen des Qi, überwiegend in der Peripherie des Körpers. Als Folge dieser Stagnation treten meist Füllezustände auf, z.B. Muskelverspannungen, Muskelschmerzen, Myogelosen und Bewegungseinschränkung. Auch bei Kopfschmerzen liegt nach chinesischer Vorstellung eine derartige Blockade vor und folglich meist eine Überfülle von Qi, die zu Spannungsgefühlen und akuten Schmerzen führt.
Störungen vom Fülle- oder Schwächetyp findet man entweder in den Meridianen oder in den Organen. Gerade Schwächestörungen können in den verschiedenen Teilen der inneren Organe auftreten; man spricht von Schwäche des Qi, des Yang oder des Yin der Organe, z.B. Schwäche des Lungen-Yin. Unter Yang eines Organs versteht man in diesem Sinne die Funktion, unter Yin hingegen die Struktur bzw. Substanz des Organs. So kennt die chinesische Medizin ca. 50 definierte Störungsmuster, die auch „Syndrome der chinesischen Medizin“ genannt werden.
Nach traditioneller chinesischer Vorstellung spielen bei der Entstehung von Krankheiten vielfältige Faktoren eine Rolle:
- klimatische Faktoren,
- emotionale Faktoren,
- falsche Ernährung,
- körperliche Erschöpfung,
- Ansammlung von Schleim,
- Verletzungen.
Die wichtigsten Ursachen bei der Krankheitsentstehung sind nach chinesischer Vorstellung durch „äußere“ klimatische und „innere“ emotionale Faktoren bedingt. Krankheiten von außen treten auf, wenn die Einflüsse der umgebenden Natur, etwa in Form klimatischer Faktoren wie Kälte oder Wind, auf den geschwächten Körper wirken und so zu Qi-Störungen in den Meridianen und Organen führen. Äußere klimatische Faktoren sind Hitze bzw. Sommerhitze, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit, Wind, oder eine Kombination dieser Faktoren, z.B. kalter trockener Wind.
Die 5 bis 6 „Wetterfaktoren“ („Hitze“ und „Sommerhitze“ werden getrennt gesehen) haben für die chinesische Medizin eine doppelte Bedeutung: Einmal bezeichnen sie krankmachende klimatische Einflüsse (z.B. Kälte – Erkältung, Hitze – Hitzschlag), dann beschreiben und benennen sie auch körperliche Beschwerden – Fieber ist ein Hitzesymptom, wandernde Schmerzen werden als „innerer Wind“ beschrieben, kalte Gliedmaßen und steife Gelenke als Ausdruck des inneren „Kälte“-Faktors. So dient das System der fünf Wandlungsphasen der Beschreibung äußerer klimatischer Einflüsse und der Kennzeichnung körperlicher Symptome.
Nach traditioneller Vorstellung dringen die klimatischen Einflüsse von außen in den Körper ein, z.B. über den Mund, das Gesicht oder die Haut, besonders bei Wechsel der Temperatur oder der Jahreszeiten. Die Stärke der Abwehrreaktion des Körpers ist von Bedeutung für die Entstehung der vielfältigen Symptome. Die Beschwerden können sehr wechselhaft sein und von einem Zustand in einen anderen übergehen, z.B. Kältesymptome in fieberhafte Hitzesymptome. Auch kommt es oft zur Kombination verschiedener Faktoren wie Kälte, Feuchtigkeit und Wind bei der Entstehung rheumatischer Erkrankungen.
Wind als kennzeichnender Grundfaktor ist von aktivem Charakter, also ein Yang-Faktor, und wird dem Frühling zugeordnet. Er bewegt den Körper wie der Wind die Äste eines Baumes.
Man unterscheidet den Wind der Natur als krankmachenden äußeren Klimafaktor vom Wind als Beschreibungshilfe für körperliche Symptome. Wind als Klimafaktor schädigt den oberen Teil des Körpers, das Gesicht, den Nacken, die oberen Atemwege und die Haut. Er führt meist in Verbindung mit anderen Faktoren wie Kälte oder Feuchtigkeit zu Disharmonie im Körper.
Nach chinesischer Vorstellung erzeugt intensive und langandauernde Windexposition bei geschwächter körperlicher Verfassung eine „Disharmonie“ des Gallenblasenmeridians mit Blockaden und damit Schmerzen im Kopf, Nacken und an der Körperseite. Dadurch kann auch die Leber gestört werden.
Als Beschreibungshilfe für körperliche Symptome spielt der Wind eine wichtige Rolle z.B. bei wandernden Schmerzen.
Hitze ist ein Yang-Faktor und tritt in unterschiedlicher Stärke und Form auf: als „Sommerhitze“, „Feuer“ und „mäßige Hitze“. „Sommerhitze“ wird als krankmachender äußerer Einfluß aufgefaßt, der z.B. zum Hitzschlag führt. Feuer und mäßige Hitze dienen der Beschreibung körperlicher Beschwerden.
„Hitze“ und „Feuer“ haben eine aufsteigende Tendenz im Körper. Sie führen bei langanhaltendem Einfluß zur Störung des „Herzens“. Herz bezieht sich nach chinesischer Vorstellung jedoch hauptsächlich auf die psychischen Funktionen und so kommt es bei Hitzeeinfluß zu Störungen des Bewußtseins bis zur Bewußtlosigkeit (Hitzschlag). Mildere Symptome sind übermäßige Müdigkeit, Schwindel, körperliche Trägheit und schweres Atmen. Fieber ist eines der wichtigsten Hitzesymptome.
Feuchtigkeit symbolisiert Trägheit, Schwere, Starre, Stillstand und entspricht somit der Yin-Polarität. Im Jahreszeitenzyklus wird die Feuchtigkeit dem Spätsommer zugeordnet. „Feuchte Luft“ als krankmachender Faktor kann jedoch in jeder Jahreszeit wirksam sein. Dieser äußere klimatische Einfluß bewirkt im Körper eine Trägheit der Lebensenergie Qi mit Symptomen wie Schweregefühl, Dumpfheit und Steifheit. Rheuma ist eine typische Krankheit, bei der „Feuchtigkeit“ eine große Rolle spielt. Auch zu feuchte Nahrung führt zu Störungen des Milz-Pankreas-Systems somit der Verdauungsfunktion.
Kälte steht im direkten Gegensatz zur Hitze und ist somit der Yin-Polarität zugeordnet und entspricht dem Winter. In jeder Jahreszeit können jedoch Kälteeinflüsse zu Erkrankungen führen, wenn der Körper geschwächt ist. Plötzliches Auftreten der Symptome ist kennzeichnend für den äußeren Kälteeinfluß. Neben dem Wind ist Kälte ein äußerer klimatischer Faktor von besonders krankmachender Wirkung.
Durch Kälte wird das Fließen von Qi und Blut in den Meridianen verlangsamt oder blockiert; oft zeigt sich dies als Verlangsamung oder Hemmung der Bewegung. Degeneration bzw. arthrotische Erkrankungen sind chronische „Kälte-Yin-Erkrankungen“. Die wirksamste Therapie ist die Moxibustion. Kälte hat besonders auf die Nieren sowie Knochen und Gelenke eine schädigende Wirkung. Die Niere als Quelle der aktiven Yang-Energie im Körper wird geschwächt.
Auch „innere“ Faktoren führen zu Störungen der Lebensenergie, z.B. Fehlernährung oder übermäßige psychische Belastungen, und kommen somit als Krankheitsursachen in Frage. Ein Übermaß an bestimmten Gefühlen wie Angst, Wut, Zorn, Grübeln, Erregung oder Traurigkeit führt zu einer Störung der Lebensenergie einzelner innerer Organe, besonders wenn diese Gefühle plötzlich und intensiv auftreten und unzureichend verarbeitet werden.
Angst schwächt die Niere, Wut und Zorn führen zu einer Disharmonie der Leber, die oft mit einer Füllereaktion verbunden ist. Traurigkeit schwächt die Lungenenergie, übermäßige Erregung schädigt das Herz, Grübeln führt zu Störungen der Verdauungsfunktion, also des Milz-Pankreas und des Magens. Von den emotionalen Faktoren werden sowohl die Yin- als auch die Yang-Organe beeinflußt, entsprechend dem System der fünf Wandlungsphasen.
Wenn Gefühle nicht bewußt wahrgenommen oder verdrängt werden, kommt es häufig zu chronischen Störungen der Organfunktionen. In der Akupunkturbehandlung können solche Gefühle während oder nach der Sitzung herauskommen, für den Patienten oft unerwartet. Für die Heilung einer Organstörung ist dies sehr vorteilhaft.